Prüfungen bedeuten grundsätzlich Stress. Aber obendrein ballen sich oft auch noch mehrere Klausuren und Abgaben innerhalb weniger Tage. Da hilft kein Jammern – sondern nur strategisches Vorgehen.

Derzeit haben Studierende Semesterferien. Wobei das meist mit Ferien oft nicht viel zu tun hat. Denn offiziell ist das nur die vorlesungsfreie Zeit. Klausuren, Tests und Hausarbeiten stehen jetzt auf dem Plan.

Tim Reichel betreibt die Seite studienscheiss.de und berät dort viele Studierende. Er gibt Tipps, wie sie sich gut vorbereiten können, um den Stress ein wenig zu reduzieren. Besonders wichtig sei eine gute Vorplanung und dass sie sich mental auf diese schwierige und stressige Zeit einlassen, die ihnen bevorsteht.

"Den ersten Ansatzpunkt, den ich empfehle, ist eine radikale Akzeptanz. Das heißt, die Situation vollumfänglich zu akzeptieren, wie sie ist."
Tim Reichel berät Studierende

Drei bis vier Prüfungen in einer Woche seien nicht sinnvoll. In so einer Stresssituation könnten wir uns wahrscheinlich nicht optimal auf jede Prüfung vorbereiten, meint Tim Reichel. Um so wichtiger sei es, lange im Voraus einen guten Plan zu machen, was wir wann lernen. Wir sollten dabei versuchen, nett zu uns selbst zu sein und uns eher Mut zu zusprechen. Etwa nach dem Motto: Reinhauen, versuchen und wenn es dann nicht hinhaut, können wir uns zumindest sagen, dass wir es versucht haben.

Pomodoro-Taktik: Lernen in Etappen

Wichtig sei auch, die unterschiedlichen Prüfungen klar voneinander zu trennen. "Auch wenn man vielleicht im Hinterkopf hat: Oje, morgen schreibe ich Klausur A und übermorgen schon Klausur B. Aber irgendwie muss ich mir ja beides parallel angucken", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nik Potthoff.

Die Pomodoro-Technik könnte in solchen Situationen helfen, meint Tim Reichel. Dafür brauchen wir einen Timer. Wir lernen in Lernetappen a 25 Minuten und machen dann 5 Minuten Pause. Nach der Pause nehmen wir uns ein anderes Thema oder Fach vor. Innerhalb der Lernetappe sollten wir bei einem Fach bleiben und die Themen nicht mischen.

"Durch die Etappenstruktur erholt sich die Leistungsfähigkeit und ich kann über einen längeren Zeitraum am Stück sozusagen konzentriert und fokussiert bleiben."
Tim Reichel

Studierende müssen neben der Uni oft auch noch arbeiten oder die WG putzen. Tim Reichel empfiehlt, diese zusätzlichen Belastungen für die Prüfungsphase zu minimieren. Schichten im Job oder auch im Putzplan tauschen und auch sonst versuchen, keine weiteren Verpflichtungen einzugehen. Vor allem sollten wir uns nicht davor scheuen, um Hilfe zu bitten.

"Viele Studierende trauen sich nicht, um Hilfe zu bitten, weil sie sich schwach fühlen oder schlecht. Wie auch immer – fragt um Hilfe, die Leute helfen gerne!“
Tim Reichel

Schlaf ist entscheidend

Einige Menschen haben große Angst vor Prüfungen und lernen dann die Nächte durch, weil sie denken, anders geht es nicht. Das sei ein großer Fehler, denn Ruhe und Erholung seien das Wichtigste in so einer Prüfungsphase. Zu wenig Schlaf führe dazu, dass wir es nicht schafften, die Informationen im Hirn zu verarbeiten und zu verankern, warnt Tim Reichel.

"Wenn du zu wenig schläfst, schaffst du es nicht, die Informationen in deinem Hirn zu verarbeiten. Du lernst und lernst und lernst, die Sachen werden aber nicht gespeichert und sind am nächsten Tag wieder weg."
Tim Reichel

Wer wenig und schlecht schläft, ist am nächsten Tag müde und unkonzentriert. Das ist ungünstig in einer stressigen Lernphase. "Deswegen ist mein Geheimtipp in so einer Woche – und der hört sich erst mal widersprüchlich an: Schlaf, so viel es geht!", sagt Tim Reichel.

Am Ende sollten wir also die Situation akzeptieren und versuchen, sie fokussiert anzugehen – lernen und immer wieder Pausen einlegen. Und wenn eine Prüfung mal daneben geht, dann sollten wir uns verzeihen und uns sagen, dass wir nicht immer alles perfekt machen können.

Shownotes
Klausuren
Gut vorbereitet durch den Prüfungsmarathon
vom 13. März 2023
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Nik Potthoff, Deutschlandfunk Nova