Nach drei Semestern ohne Präsenzunterricht haben viele Hochschulen immer noch keine klaren Konzepte, kritisiert Iris Kimizoglu vom Freien Zusammenschluss der Studentinnenschaften.
Ein Hauptproblem für die Konzeptlosigkeit der Hochschulen sieht Iris Kimizoglu vom Freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften (FZS) darin, dass sie in der Politik kaum berücksichtigt werden, wenn es darum geht, Strategien zu entwickeln. Ein weiterer Grund ist aus ihrer Sicht, dass den Universitäten die finanziellen Mittel und das Personal fehlen.
"Wenn ich mich weder für das Bafög noch für die Überbrückungshilfe qualifiziere, habe ich aktuell keine anderen Möglichkeiten, Hilfe in Deutschland zu bekommen."
Für Studierende habe das weitreichende Konsequenzen. Die wenigsten haben die Möglichkeit, woanders zu arbeiten als in ihren Wohnungen oder WG-Zimmern. Ihnen fehlt die Möglichkeit zum direkten Austausch.
Vielen Studierende, die beispielsweise in der Gastronomie gejobbt haben, ist diese Verdienstmöglichkeit weggebrochen. Wer die Voraussetzungen für Bafög oder Überbrückungsgeld nicht erfülle, habe in Deutschland kaum Chancen auf andere Hilfen, sagt Iris Kimizoglu. Diese Zwangslage könne auch zu einer starken psychischen Belastung führen. Ein Indiz dafür sieht sie darin, dass die Beratungsstellen für Studierende völlig überlaufen seien.
Manche Studierende setzen auf ungewisse Zeit das Studium aus
Mit welchen Problemen viele Studierende zu kämpfen haben, erfahren Iris Kimizoglu und ihre Kolleginnen durch diejenigen, die Kontakt zum FZS suchen. Manche seien zu ihren Eltern zurückgezogen, andere haben beispielsweise ihre Großeltern um finanzielle Unterstützung gebeten. Und wieder andere pausierten auf ungewisse Dauer mit ihrem Studium.
"Wir hatten das schon im vergangenen Jahr, dass sich alle auf die Präsenz eingestellt haben und kurze Zeit später dann doch wieder dichtgemacht wurde."
Viele Hochschulen stellten sich darauf ein, demnächst wieder Präsenzveranstaltungen anzubieten. Iris Kimizoglu hält diese Strategie nicht für ausreichend. Denn es habe sich im letzten Jahr schon gezeigt, dass es keine Konzepte gab, sich flexibel auf eine veränderte Situation einzustellen.
Für das Wintersemester, sagt Iris Kimizoglu, befürchte sie, dass eine ähnliche Planlosigkeit an den Hochschulen herrschen werde, wie das schon in den vergangenen drei Semestern der Fall gewesen sei.