Studiengebühren, die Studierende zusätzlich zu anderen Kosten zahlen müssen, sorgen für schnellere Abschlüsse. Für manche können sie aber auch ein Hindernis sein, überhaupt ein Studium zu beginnen. Zu dem Ergebnis kommt ein Bericht vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Als Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor 15 Jahren Studiengebühren für staatliche Hochschulen eingeführt haben, zogen weitere Bundesländer nach: In insgesamt sieben Bundesländern mussten Studierende dann in der Regel jedes Semester 500 Euro Studiengebühren zahlen. Nach einigen Protesten haben die Länder diese Gebühr allerdings wieder abgeschafft – zuletzt Niedersachen im Jahr 2014.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Daten aus diesem Zeitraum ausgewertet und kommt in seinem Bericht zu dem Ergebnis: Die Studiengebühren haben dafür gesorgt, dass die Studierenden schneller fertig werden. Gleichzeitig haben sich weniger Menschen an einer Hochschule eingeschrieben.
Positive und negative Effekte
Dafür haben sich die Studienautorinnen und -autoren die Daten von Studierenden angesehen, die schon an einer Hochschule eingeschrieben waren, als die Länder die Studiengebühren eingeführt haben. Sie wollten herausfinden, wie viele von ihnen ihr Studium innerhalb von sechs Jahre abschließen konnten.
Es zeigte sich: Je länger die Studierenden die Gebühren bezahlen mussten, desto schneller wurden sie fertig – im Schnitt um sechs Prozent. Unter den Gebührenzahlenden gab es insgesamt mehr Abschlüsse, wobei das ihre Abschlussnote nicht negativ beeinflusst hat. Das Autorenteam vermutet daher, dass sich die jungen Menschen wegen der Gebühren mehr auf ihr Studium konzentriert haben. Auf die Qualität der Kurse habe die Gebühr keinen Einfluss gehabt.
"Das kann man vielleicht dem mit Fitnessstudio-Effekt vergleichen: Wenn ich da viel Geld zahle, gehe ich eher hin, weil ich denke: Mensch, das muss sich auch lohnen."
Was bei den einen zu einem schnelleren Abschluss geführt hat, hat andere wohl davon abgeschreckt, ein Studium zu beginnen. Durchschnittlich gab es wegen der Studiengebühren vier Prozent weniger Neueinschreibungen.
Die Daten lassen allerdings offen, warum sie sich wegen der Gebühren gegen das Studium entschieden haben, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sophie Stigler. Das können beispielsweise Menschen sein, die sich ein Studium wegen der Gebühren nicht leisten konnten. Es können aber auch Menschen sein, die nur ein Studium angefangen hätten, weil es für sie keine bessere Alternative gab mit der Option, das Studium jederzeit abzubrechen. Insgesamt hätten sich die negativen und positiven Effekte der Studiengebühren aufgehoben, so dass die Zahl der Abschlüsse stabil geblieben sei.
Gebühren abhängig vom späteren Einkommen
Um eine Chancenungleichheit zu vermeiden schlägt das Autorenteam vor, die Gebühren erst nach Studienende und ab einem bestimmten Einkommen anzufordern.
Sie begründen das damit, dass Menschen mit einem Hochschulabschluss in der Regel mehr Geld verdienen und die Gebühren in dem Sinne stemmen könnten. So würden die unterfinanzierten staatlichen Hochschulen von den Gebühren profitieren, ohne die Zahl der Neueinschreibungen zu verringern.