Eine neue Studie legt nahe, dass Menschen als attraktiver wahrgenommen werden, wenn sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Nummer eins der Attraktiv-Macher ist die gewöhnliche blaue OP-Maske. Unvorteilhaftes wird dadurch unsichtbar, das Gesicht wirkt symmetrischer.
Forschende der School of Psychology der Cardiff University wollten herausfinden, ob die Pandemie dazu geführt hat, dass wir Gesichter mit Masken als attraktiver wahrnehmen. Und ob die Art der Maske eine Rolle spielt. Ergebnis: Ja, der Mund-Nasen-Schutz bringt offenbar ästhetische Vorteile mit sich. Die Proband*innen wurden dabei nicht nach ihrer sexuellen Orientierung gefragt.
"Platz 1 bekam die standardmäßige medizinische OP-Maske, auf Platz 2 landete die Stoffmaske."
Die Psychologen haben Frauen Bilder von Männergesichtern mit Maske gezeigt und die Frauen haben die Gesichter dann nach Attraktivität bewertet. Platz 1 bekam die standardmäßige medizinische OP-Maske, auf Platz 2 landete die Stoffmaske. Dahinter folgten ein Buch, das vor das Gesicht gehalten wird, und das unverdeckte Gesicht. Die wurden zur Kontrolle auch abgefragt.
Gerade läuft die zweite Runde, in der Männern Fotos von Frauen mit Maske gezeigt werden. Die Ergebnisse scheinen laut Studienautor Michael Lewis aber mehr oder weniger gleich auszufallen.
Anderes Studienergebnis noch 2016
Es gab bereits eine Studie aus der Zeit vor der Pandemie, sie erschien 2016 in der Fachzeitschrift "Japanese Psychological Research". Interessanterweise hatte diese Studie aber genau das Gegenteil herausgefunden – also dass Gesichter mit medizinischer Maske als weniger attraktiv wahrgenommen werden. Die Autorinnen und Autoren nannten das den "Sanitary Mask Effect" und haben sich das Ergebnis so erklärt, dass die Maske mit Krankheit verbunden wurde.
Nun also das Gegenteil: Aus den Ergebnissen der Befragung schließe er insgesamt, dass Menschen bei einer Person mit Maske heute eben nicht mehr denken, die Menschen hätten eine Krankheit und man müsse bloß wegbleiben, hat Studienautor Michael Lewis in einem Interview mit dem Guardian gesagt.
Beruhigende Wirkung der Maske
Heute verbinde man die Schutzmaske eher mit Leuten, die im Gesundheitswesen arbeiten. Es sei eine Zeit, in der wir uns verwundbar fühlten – die Maske könne auf uns eher beruhigend wirken. Außerdem konzentriere man sich mehr auf die Augen der Person.
"Bei Menschen mit Maske konzentrieren wir uns mehr auf die Augen der Person, sagt die Studie. Beim Rest füllt unser Gehirn die Lücke."
Frühere Studien aus der evolutionären Psychologie hätten zudem gezeigt, dass auch Menschen, bei denen eine Hälfte des Gesichts verdeckt wurde, als attraktiver wahrgenommen werden. Unser Gehirn füllt diese Lücke – offenbar eher zum Vorteil der verdeckten Person.
Unvorteilhaftes wird verdeckt
Eine Maske hat noch einen entscheidenden Vorteil, sagt Neurowissenschaftler Henning Beck: Sie verdeckt nämlich einen Part des Gesichts, der die Attraktivität oft verbaut.
"Der Mund hält oft nicht, was die Augen versprechen."
Die Mundpartie könne oft nicht halten, was die Augen versprechen. Wir fänden Gesichter immer dann am attraktivsten, wenn sie besonders symmetrisch sind und bestimmten Proportionsgesetzmäßigkeiten folgen. Und die Augen seien in der Regel sehr symmetrisch, der Mund aber eben nicht, der sei viel häufiger schief.
Ein Buch vor sein Gesicht zu halten sehe tendenziell etwas albern aus und wecke nicht die gleichen Assoziationen, so der Neurowissenschaftler.
"Tendenz zum Lächeln"
Die OP-Maske habe auf den gezeigten Bildern in der Studie zudem noch einen weiteren Vorteil: Es sehe aus, als würde man lächeln.
"Die medizinische Maske hat – in diesen Bildern zumindest – so eine leichte Tendenz zum Lächeln. Mehr als die Stoffmasken, die häufig aussehen wie ein aufgerissener Schlund oder sowas."