Wer in Japan studiert, wird in seinen Nebenjobs oft extrem ausgebeutet. Wenn sie nicht für die Uni büffeln, schieben Studierende bis zur Erschöpfung Nachtschichten in kleinen Supermärkten.
Japans Wirtschaftskraft schrumpft oder stagniert seit den letzten Jahren. Wachstum ist dagegen Mangelware. In einer der drei größten Volkswirtschaften der Welt arbeitet bereits jeder Dritte in einem unsicheren Arbeitsverhältnis.
Vor allem Studenten werden brutal ausgebeutet. Sie müssen in kleinen Supermärkten, den Konbinis, Nachtschichten schieben und werden dafür miserabel bezahlt. Auf die Arbeit nachts folgt die Erschöpfung am nächsten Tag, die es den Studierenden schwer macht, an der Uni nicht den Anschluss zu verpassen. Studentengewerkschaften schlagen bereits Alarm.
Black Baito zerstört eine Generation
Und die Studenten haben keine andere Wahl, weil die Studiengänge so konzipiert sind, den ganzen Tag an der Uni sein zu müssen.
In Japan wird das Phänomen als „Black Baito“ bezeichnet und bedeutet so viel wie unerträgliche Arbeitsbedingungen in einem Nebenjob. Die extremste Form des Black Baito praktiziert momentan die Imbisskette Sukiya. Arbeitszeiten von 22 bis 6 Uhr und von 11 bis 15 Uhr sind da die Regel. Für ein und denselben Studenten.
“Karōshi ist der Tod durch Überarbeitung. Immer häufiger sind es junge Männer, die nur noch Stress haben und daran sterben.“
Insgesamt ist die ganze japanische Gesellschaft zweigeteilt. Mehr als die Hälfte gehören älteren Generationen an, haben gut bezahlte, feste Jobs von denen Japans Jugend nur träumen kann. In den 90er Jahren gab es einen Schnitt, nach dem Arbeitsanfänger nicht mehr fest angestellt wurden, sagt unser Korrespondent Jürgen Hanefeld.
“Studenten sind Freiwild für Arbeitgeber.“
Deshalb sind sie leicht erpressbar und unterwerfen sich den ausbeuterischen Anforderungen, die immer öfter an sie gestellt werden. Eine Entwicklung, die Jürgen Hanefeld auch für Deutschland vorhersagt. Und wer als Absolvent von der Uni kommt, und nicht sehr schnell eine Anstellung findet, arbeitet für den Rest seines Lebens immer öfter als Teilzeitkraft.
Damit haben es viele Japaner dann auch schwer, auf dem Heiratsmarkt zu punkten, denn nur jeder Dritte ohne festen Job ist verheiratet und verschärft Japans Problem sinkender Geburtenzahlen.