Annalena Baerbock zieht sich aus der Spitzenpolitik zurück, um mehr Zeit zu haben. Auch nach einer Prüfungsphase oder Abschlussarbeit fällt plötzlich viel Stress ab. Damit dieser Wechsel gelingt, helfen bestimmte Fragen, erklärt eine Arbeitspsychologin.
Sie war die erste deutsche Außenministerin. Dreieinhalb Jahre hat sie den Job gemacht. Auch vorher war sie jahrelang in der Partei- und Spitzenpolitik aktiv. Doch im kommenden 21. Bundestag will Annalena Baerbock keinen besonderen Posten mehr haben, sondern als einfache Abgeordnete im Bundestag sitzen.
Von Highspeed auf Null ist nicht empfehlenswert
Ein Highspeed-Leben einer Außenministerin ist natürlich nicht mit dem Arbeitspensum anderer Menschen vergleichbar. Doch die Erfahrung, wenn eine intensive Zeit mit hefigstem Workload vorbei ist oder man selbst einen Schlussstrich zieht, kennen wohl alle
Und dann? Dann kommen so erleichternde Gedanken auf, wie "Ich kann wieder atmen", sagt Anne-Katrin Eutin, die das Gefühl selbst kennt und sich als Journalistin mit hohem Arbeitspensum beschäftigt hat.
Schnell, sagt sie, komme dann aber auch die Frage, was man jetzt alles endlich nachholen sollte, weil man gefühlt zu viel Zeit hat. Nach dem Arbeitsstress können wir also in Freizeitstress verfallen. Oder aber in ein tiefes Loch. Das sagt Arbeitspsychologin Hannah Schade vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Uni Dortmund.
"Es ist sicher nicht so sinnvoll, von jetzt auf gleich komplett auszusteigen. Besser ist es, peu à peu von 100 auf 0 zu wechseln."
Wer jedoch tatsächlich plötzlich komplett Leerlauf hat, dem oder der empfiehlt die Psychologin sich "aktiv zu erholen", sich also bewusst Aktivitäten zu suchen, bei denen wir abschalten oder auf andere Gedanken kommen. Zudem könnten feste Strukturen und Routinen helfen, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
"Sport hilft, das Gefühlte 'von hundert auf null' zu vermeiden und so quasi langsam abzutrainieren."
Wenn man hingegen eine Aufgabe hatte, mit der man sich sehr identifiziert hat, sagt die Arbeitspsychologin, kann es sinnvoll sein, sich Fragen zu stellen wie: Was will ich zurzeit vom Leben? Was interessiert mich? Und was würde mir jetzt so wirklich Spaß machen? Auf diese Weise können wir uns wieder neu kennenlernen und vielleicht sogar neue Ziele und Visionen entwickeln. Oder einfach nur eine gute Zeit haben. Das darf man im Leben nämlich auch.