Es soll ein freundschaftlicher Knuff von AfD-Politiker Andreas Kalbitz gewesen sein, doch nun liegt sein Parteikollege Dennis Hohloch mit Milzriss im Krankenhaus. Der bestätigt die Verletzung, aber schweigt ansonsten. Kalbitz wiederum verzichtet auf den AfD-Fraktionsvorsitz in Brandenburg – und streitet weiter mit seiner Partei um seinen Ausschluss. Andreas Kalbitz sei nicht mehr unangreifbar, so Nadine Lindner aus dem Dlf-Hauptstadtstudio.
Was da am 10. August 2020 passiert sein soll, klingt reichlich bizarr. Der Brandenburger Rechtsaußenpolitiker Andreas Kalbitz soll seinen Parteikollegen Dennis Hohloch bei der Begrüßung geboxt haben. Rein freundschaftlich, so Kalbitz.
Doch Dennis Hohloch liegt seitdem mit einem Milzriss im Krankenhaus: Die Verletzung hat der Politiker bestätigt. Mehr Aufklärung zu dem Vorfall kommt aber weder von Kalbitz noch von Hohloch. Beide schwiegen, so Nadine Lindner, Dlf-Hauptstadtstudio.
"Das Problem ist, dass die beiden Personen, die dabei waren – also Andreas Kalbitz und Dennis Hohloch –, sich dazu noch gar nicht geäußert haben."
Dennis Hohloch ist parlamentarischer Geschäftsführer der brandenburgischen AfD-Fraktion und gilt als enger Vertrauter von Andreas Kalbitz. Noch zwei Tage vor dem Knuff beziehungsweise dem Schlag – nämlich am 8. August – hatten die beiden ein gemeinsames Abgeordnetenbüro in Königs-Wusterhausen eröffnet, so Nadine Lindner.
Bislang wirkte es zumindest nach außen so, dass Andreas Kalbitz innerhalb der Brandenburger AfD-Fraktion sowie der Partei Unterstützung findet, so Nadine Lindner. "Das hat sich jetzt rapide geändert." Sie nennt dafür unterschiedliche Gründe.
Andreas Kalbitz verliert an Rückhalt
Zum einen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Andreas Kalbitz – eben aufgrund des Vorfalls am 10. August. Die Staatsanwaltschaft muss ermitteln, auch wenn Dennis Hohloch bislang keine Anzeige gestellt hat. Doch solche Ermittlungen schaden.
Zum anderen gab es heftige Vorwürfe gegen Andreas Kalbitz aus der Fraktion selbst. "Ein Fraktionsmitarbeiter hat einen krassen Facebook-Beitrag veröffentlicht", sagt Nadine Lindner. In dem Posting vom 18. August heißt es, dass Kalbitz bereits 2019 einen Parteikollegen geschlagen haben soll. Der Beitrag endet mit: "Du bist Parteikrebs, Junge. Bitte geh."
Insgesamt habe sich hinter den Kulissen wohl schon länger Frust angestaut, so Nadine Lindner. Andreas Kalbitz kümmere sich zu wenig um die Landtagsfraktion, so der Vorwurf. Er sei selbstherrlich und schotte sich ab.
Mit dem Verzicht auf die Fraktionsspitze im Potsdamer Landtag verliere Andreas Kalbitz den Nimbus, dass er unangreifbar sei und sich quasi alles erlauben könne, so Nadine Lindner.
"Ich habe das Gefühl, der Stern von Andreas Kalbitz innerhalb der AfD beginnt gerade zu sinken."
Hinzu kommt, dass der Politiker durch seinen Verzicht eine wichtige Machtposition aufgegeben hat.
"Mit diesem Rücktritt von der Fraktionsspitze fehlt Andreas Kalbitz eine ganz wichtige strategische Machtbastion."
Gleichzeitig geht der Streit um den Ausschluss von Andreas Kalbitz aus der AfD-Partei vom Frühjahr weiter. Am Freitag (21. August) wird am Landgericht Berlin ein Eilantrag des Politikers verhandelt: Denn er lehnt die Entscheidung des Bundesschiedsgerichts der Partei, ihn auszuschließen, ab. "Andreas Kalbitz will wieder in die Partei", sagt Nadine Lindner.
Verfahren wegen Parteiausschluss
Dass ihm das gelingt, ist nicht auszuschließen. Denn bei der Annullierung der Mitgliedschaft wurde möglicherweise gegen das Parteienrecht verstoßen: Das zumindest sehen auch manche Experten außerhalb der AfD so.
Andreas Kalbitz könnte also seine Mitgliedschaft – wenn auch erst einmal unter Vorbehalt – zurückbekommen, auch wenn er gerade den Fraktionsvorsitz abgegeben hat.