Es ist der 14. Streik innerhalb der letzten fünf Jahre: Die Beziehung zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Lufthansa steckt in der absoluten Krise. Paartherapeut Georg Krause sagt: Nur in Gelddimensionen denken - das reicht nicht, um den Streit zu kitten.
Man stelle sich eine Familie mit mehreren Kindern vor. Die Kinder bekommen ein monatliches Taschengeld, wollen aber mehr haben. Die Eltern sagen: Nö, wir geben euch schon genug, mehr gibt es nicht!
So ähnlich sieht es gerade wieder bei der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Lufthansa aus. Die Piloten streiken, weil sie mehr Geld wollen, aber die Fluggesellschaft ist nicht bereit, mehr zu zahlen. Die Situation lässt sich auf viele menschliche Beziehungen übertragen, sagt der Paartherapeut Georg Krause.
Der andere soll sich verändern
Wären Lufthansa und Cockpit ein Ehepaar, dann hätten sich beide so weit entfremdet, dass sie inzwischen in zwei Wohnungen leben, sich kritisch beäugen und nicht nachgeben würden.
"Man sucht die Schuld beim anderen, nicht bei sich selbst und man möchte, dass der andere sich verändert."
"Ein Streik ist so das Mittel, in dem man aus dem eigentlichen Gespräch raus ist", sagt Georg Krause. Das Problem: Beide Parteien können zwar nicht miteinander, aber ohne einander geht es irgendwie auch nicht.
Stellt sich die Frage, was zu tun ist, um die zerstrittenen Parteien wieder zusammen zu bringen. Kinder und Eltern, Ehepartner - oder eben Gewerkschaft und Arbeitgeber.
Raus aus dem System!
Natürlich sind die beiden Streitparteien in diesem Fall kein Paar oder eine Familie. Wenn es aber so wäre, dann würde Krause die beiden Seiten einmal komplett aus ihrem festgefahrenen System rausnehmen. Denn der Paartherapeut sagt: Es geht nicht immer nur um Macht oder Geld, sondern auch um Anerkennung, Wertschätzung und Sicherheit. Und die lässt sich nicht einfach über eine Gehaltserhöhung ausdrücken.
"Ich würde die Kontrahenten mal in einen Ort reinbringen, an dem ich sie verpflichten würde, eine Perspektive aufzuzeichnen, die nicht in Geld, nicht in Zahlen ausdrückbar wäre."
Ob sich Piloten und Lufthansa für die Idee genauso begeistern können, das dürfte allerdings fraglich bleiben.