Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung möchte nicht mehr in der "Mohrenstraße" sitzen. Ein neuer Straßenname soll her. Denn das im Namen enthaltene Wort "Mohr" sei diskriminierend. Neu ist diese Debatte nicht, und nicht alle finden eine Umbenennung richtig.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seinen Sitz in der Berliner Mohrenstraße, Hausnummer 58.  Drei Mitarbeiter – unter ihnen das Vorstandsmitglied Gert G. Wagner – setzen sich nun für eine Umbenennung der Straße ein. Allerdings trug die Straße ihren Namen auch schon im Jahr 2007, als das DIW in das Haus mit der Nummer 58 einzog. Es sei ein Kommentar einer Rezeptionsmitarbeiterin eines Hotels in Köln während einer Dienstreise gewesen, die den Anstoß gegeben habe, sich um den Namen der Straße Gedanken zu machen, erzählt Gert G. Wagner im Interview: 

"Als ich die Rechnungsadresse angegeben habe, sagte die Mitarbeiterin an der Rezeption: Das ist aber ein lustiger Name."
Gert G. Wagner über den Kommentar der Rezeptionistin.

Und auch neuen und jungen Mitarbeitern des DIW falle die Adresse auf. Ein Kollege sei dazu übergegangen, den vollen Straßennamen überhaupt nicht mehr zu nennen, sondern von der Straße nur noch als der "M-Straße" zu sprechen. 

Inzwischen hat das DIW den Geschichtswissenschaftler Bartek Wardecki eingestellt. Sein Job ist es, ein Institutsarchiv aufzubauen. Und der Historiker sei genau die richtige Person, um die Geschichte des Straßennamens und die Bedeutung des Wortes "Mohr“ genau zu untersuchen und aufzuarbeiten, meint der Vorstand. Das DIW ist daran interessiert, dass die Straße umbenannt wird und das Straßenschild von der Straße verschwindet. Einen neuen Platz kann sich der DIW-Chef in einem Museum oder einem Archiv vorstellen:  

"Wenn das Straßenschild verschwindet, ist das nicht geschichtsvergessen, sondern es kann in Museen oder ein Archiv gegeben werden. Und in einem Museum könnte es auch ausgestellt und kommentiert werden."
Gert G. Wagner über die Aufbewahrung des Schildes nach einer Umbenennung

Unterstützung aus der Nachbarschaft

Die Debatte um den Straßennamen ist nicht neu. Eine Aktionsgruppe veranstaltete zuletzt 2016 ein Fest, auf dem die Umbenennung der Mohrenstraße gefordert wurde. Medien äußerten zum Teil heftige Kritik. Auch auf die namenskritischen Äußerungen des DIW gab es  bisher nur negative Reaktionen. Der Vorstandsvorsitzende sucht nun Unterstützung in seiner Nachbarschaft. Denn auch das Bundesjustizministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und eine Nebenstelle des Arbeits- und Sozialministeriums haben als Adresse: Mohrenstraße, 10117 Berlin.  

Ein Blick auf Google-Maps zeigt darüber hinaus, dass weitere Institutionen auf der Mohrenstraße in Berlin angesiedelt sind, die das DIW um Unterstützung bei seinem Projekt bitten könnte. 

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So sind auf der Mohrenstraße der Zentralverband des Deutschen Handwerks (Hausnummer 20-21), die Bundesnotarkammer (Hausnummer 34) und auch das Institut für Europäische Ethnologie der HU (Hausnummer 40-41) zu finden. Deutschlandweit gibt es übrigens in recht vielen Städten eine Mohrenstraße: Von A wie Annaberg-Buchholz bis W wie Wuppertal. 

Shownotes
Unliebsamer Straßenname
Die "M-Straße"
vom 05. April 2017
Moderation: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Gert G. Wagner, DIW Vorstandsmitglied