Huch, wo sind sie denn? Im wichtigsten Storchen-Bundesland Brandenburg, aber auch in Nordrhein-Westfalen sind viele Störche schon weg. Auch in Berlin herrscht Aufbruchstimmung. Viel früher als sonst. Denn eigentlich sammeln sich die Störche erst gegen Mitte bis Ende August, um dann gemeinsam in den Süden zu fliegen.
Die Vogelexperten in Nordrhein-Westfalen sind ratlos: Die Jungstörche sind weg. Abgeflogen ins Winterquartier. Dabei ist der Sommer 2018 für Störche wesentlich besser als der letzte Sommer, in dem es so kalt und nass war, dass viele Jungstörche nicht überlebt haben.
"Insgesamt ist dieses Jahr für den Storch aber offenbar kein Katastrophenjahr."
Die Hitzewelle in diesem Sommer scheint nicht der Auslöser für die verfrühte Abreise zu sein, denn die Störche sind die Temperaturen aus ihren Winterquartieren in Afrika und Südeuropa gewohnt. Aber in einigen Gebieten in Deutschland wird Aufgrund der anhaltenden Dürre die Nahrung knapp. Und das, obwohl auch die Bedingungen für die Beutetiere der Störche ganz gut sind, sagt Kai-Michael Thomsen vom Nabu.
"Es ist nicht überall so, dass Nahrungsknappheit durch die Trockenheit geherrscht hat. Beispielsweise können sich Mäuse oder Heuschrecken sehr gut entwickelt haben."
Im Prinzip ist der Storch bei der Wahl seiner Nahrung nicht besonders wählerisch. Trotzdem wurden in Brandenburg Störche beobachtet, die zum Beispiel am Straßenrand nach Nahrung gesucht haben und dabei von Autos überfahren wurden. Vogel-Experten vermuten deshalb, dass in einigen Regionen die Nahrung deshalb knapp wird, weil durch Monokulturen das Angebot für die Störche insgesamt eingeschränkt ist.
Viele Störche bleiben inzwischen hier
Nicht alle Störche sind übrigens in Richtung Afrika unterwegs. Es gibt zwei Reiserouten: Die Störche, die sich im Sommer eher im Osten Deutschlands aufhalten, fliegen über den Bosporus und den Sinai nach Afrika, in den Sudan, Tschad und später auch weiter nach Ost- und Südafrika.
Die Störche im Westen Deutschlands fliegen meistens nicht mehr so weit. Für sie endet die Reise in Spanien und Portugal, wo sie dann auf Reisfeldern und Müllkippen überwintern.
"Einige bleiben tatsächlich jetzt schon mehr oder weniger dauerhaft hier. Sie machen nur ein paar Monate im Jahr, wenn es am kältesten ist, einen Abstecher in den Süden."
Der Klimawandel macht den Experten vom Nabu trotzdem Sorgen. Allerdings eher, was die Auswirkungen in den Winterquartieren angeht. Denn in Afrika, in der Sahelzone, wo viele Störche überwintern, dürfte sich das Klima wohl drastisch verändern. Wie die Störche damit umgehen und ob sie sich daran anpassen können, ist bisher völlig unklar.
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