"Mir geht es nicht gut, ich habe schlecht geschlafen" – so geht es uns manchmal, wenn eine kurze oder unruhige Nacht auf die Laune schlägt. Zu wenig Schlaf kann unser Denken, Verhalten und unsere Emotionen verändern.
Schlafen wir schlecht oder zu wenig oder sogar beides, dann kann das einen Einfluss darauf haben, wie wir reagieren, wenn wir etwas Emotionales erleben, beispielsweise einen Streit. Außerdem verändert sich, wie wir mit unserer Umwelt interagieren. Das können zum Beispiel unsere Kolleg*innen oder unser Partner sein. Und noch dazu hat wenig Schlaf einen Einfluss darauf, wie gut wir unsere Emotionen regulieren können.
"Nach zu wenig Schlaf haben wir oft keine rosarote Brille auf, sondern im Gegenteil eine, die alles trüb aussehen lässt."
Negative Emotionen fallen stärker aus als positive. Auch unsere Ängste werden stärker. Gleichzeitig ist auch unser Denken eingeschränkt. Das kann dazu führen, dass wir eher in eine Art Gedankenspirale geraten.
"In einer Situation, in der wir vielleicht sonst einfach mal tief durchatmen und mit den Augen rollen würden, werden wir nach einer kurzen Nacht in ein Loch gezogen."
Studien haben gezeigt, dass wir Gesichtsausdrücke anderer Menschen eher negativ interpretieren. Das kann zusätzlich unsere Stimmung drücken. Wir scheinen selbst auch eher eine negative Stimmung mit unserer Stimme und unserem Gesichtsausdruck kommunizieren. Außerdem fällt es uns schwerer, mit wenig Schlaf Konflikte gut zu lösen. Und wir sind wir weniger hilfsbereit.
Sind wir schon bedrückt, dann scheinen die Voraussetzungen schlechter zu sein, dass uns eine andere Person aus dem Tief heraushilft.
Was in unserem Hirn durch zu wenig Schlaf passiert
Der Grund für all das könnte in unserem Gehirn liegen. Im Zusammenhang mit schlechtem Schlaf und schlechter Stimmung haben Forschende sich zwei Gehirnregionen genauer angeschaut: Erstens die Amygdala, die zentrale Hirnstruktur, die für die emotionale Einfärbung von Informationen zuständig ist. Zweitens der Präfrontalkortex, der für die Regulierung der Emotionen wichtig ist. Er beaufsichtigt sozusagen unsere Amygdala und schaut, dass sie keine Fehler macht.
Forschende haben in Studien herausgefunden, dass nach zu wenig Schlaf die Amygdala stärker auf negative Reize reagiert. Das könnte diese negative Brille erklären, durch die wir alles sehen. Gleichzeitig kann der Präfrontalkortex auch nicht mehr so gut auf die Amygdala einwirken und wir können dadurch Emotionen schlechter regulieren.
"Das ist irgendwie eine echt suboptimale Kombination."
In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume von der Uni Basel und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge auch darüber, warum manche Menschen viel stärker mit schlechter Stimmung auf zu wenig Schlaf reagieren als andere.
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