Primaten besitzen genau so viele Rechte wie Sklaven, nämlich keine. Das meint Steven Wise, Anwalt und Tierrechtler. Und das will er ändern. Mit seiner Organisation, dem Non-Human-Rights-Project, möchte er nicht nur einzelnen Tieren helfen, sondern die Gesetzeslage ändern. Unter Tierfreunden und Animal-Rights Aktivisten ist er ein unantastbarer Held, denn er hat Großes vor: Er möchte Affen die gleichen Grundrechte wie Menschen geben.
Schimpansen zum Beispiel – werden rechtlich als Objekt betrachtet. Der Mensch kann den Affen aus seinem Lebensraum entführen, ihn in einen Käfig sperren oder im Zirkus als lustige Tanznummer verkaufen. Darum fordert Steven Wise personenähnliche Rechte für Affen. Mit seinen Thesen und Forderungen bringt er allerdings unsere Grundsätze und Vorstellungen von Mensch und Tier durcheinander. Er argumentiert: Tiere haben nichts verbrochen und deswegen sollen sie auch nicht wie Verbrecher eingesperrt werden. Für uns Menschen gibt es Gesetze, damit so etwas nicht passiert.
3000 eingesperrte Affen - alleine in den USA
Steven Wise schätzt die Zahl der in den USA gefangen gehaltenen Affen auf 3000. Und er geht davon aus, dass Affen darunter leiden, in Gefangenschaft zu leben. Mit seinen kognitiven Fähigkeiten kann zum Beispiel ein Schimpanse eigene Entscheidungen treffen. Er empfindet Schmerz, Freude und Leid. Wir wissen, dass er ein kluges Tier ist - er kann sich sogar selbst im Spiegel erkennen. Aufgrund der sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten gehen Forscher davon aus, dass Primaten ihre Handlungen planen und nicht instinkthaft reagieren. Sie sind demnach gar nicht so weit entfernt vom Menschen. Trotzdem werden Schimpansen gegen ihren Willen für Forschungszwecke benutzt und jahrelang in Käfigen gehalten.
Hercules und Leo
Im Dezember 2013 forderte Steven Wise eine Art Haftprüfung für vier Schimpansen im Bundesstaat New York, darunter auch Hercules und Leo. Beide Schimpansen leben auf dem Gelände der Stony Brook Universität, wo sie für Forschungszwecke untergebracht sind.
"Als wir zum ersten Mal einen Antrag im Fall Hercules und Leo gestellt haben, war der Richter uns gegenüber sehr feindselig. Er hat uns nicht einmal empfangen und wir bekamen keine Anhörung bei ihm."
Der erste Versuch Hercules und Leo und zwei weitere Schimpansen als rechtliche Person anzuerkennen scheitert. Drei Gerichte, denen Wise und seine Kollegen die Fälle vorlegen, sind nicht bereit, sich mit der Angelegenheit zu befassen. Der erste Richter meint, es gäbe kein Gesetz dafür. Ein weiterer findet den Fall äußerst spannend, doch will sich an solch einer Grundsatzentscheidung im Tierrecht nicht die Finger verbrennen.
Der größte Triumph
Gerade wurde ein weiterer Prozess beendet. Eine knappe Entscheidung – und obwohl die beiden Schimpansen am Ende nicht als Rechtspersonen anerkannt worden sind, ist diese Rechtsprechung der bisher größte Triumph für die Schimpansen und Steven Wise. Die Richterin stimmte in elf Punkten mit den Argumenten des Non-Human-Rights-Projects überein. In zukünftigen Fällen wird Wise aus diesem Richterspruch zitieren können. Und allein das ist ein Meilenstein für den Anwalt.
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