Er war schon in 91 Ländern unterwegs und verwöhnt die Reichen auf ihren Yachten mit kulinarischen Kreationen. Der Koch Stephan Staats ist der Meinung, dass man alles werden kann, was man möchte - man muss sich nur richtig reinhängen. Er weiß genau, wovon er spricht.
Als Koch zu arbeiten, ist anstrengend. Für Stephan Staats ist das ein Knochenjob, für den man ziemlich belastbar sein muss. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet er oft über mehrere Monate lang sieben Tage die Woche 16 bis 20 Stunden am Stück: Er heuert als Schiffskoch auf Privatyachten von reichen Menschen an.
Stephan sagt, dass er Kollegen hat, die zwar besser kochen könnten als er, aber für seinen Job nicht geeignet wären: Sie hielten dem Stress nicht stand. Immerhin verdient er auf der Yacht viel besser als an Land, wo er irgendwann keine Lust mehr hatte, sich für 8,50 Euro in der Stunde an die Herdplatte zu stellen.
"Ich hab Köche gehabt, die waren zehnmal besser als ich, die waren nicht belastbar genug."
Dass er keinen Schulabschluss hat, schränkte seine Auswahl ein: Stephan Staats entschied sich, eine Kochausbildung zu machen. Während seiner Ausbildung wurde er mit 17 Jahren für sechs Monate obdachlos. "Da hab ich gelernt, wie wichtig es ist, gut zu essen", sagt der Koch.
Später lebte er nach dem Ende einer Beziehung mit 29 Jahren noch mal für zwei Monate auf der Straße. Das hat ihn für das Schicksal anderer Menschen sensibilisiert und engagiert sich für die gemeinnützige Organisation "Moas - Migrant Offshore Aid Station" zur Seenotrettung von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer.
Die Sojasoße war die Reise wert
Das absolute Kontrastprogramm dazu bietet sein Job als Koch auf Privatyachten. Einer seiner Arbeitgeber, der Besitzer der Yacht, war erst sieben Jahre alt. Für ihn mussten immer 43 Sorten Eiscreme vorrätig sein. Eine andere Yachtbesitzerin wollte nur weiße Lebensmittel zu sich nehmen. Einmal ist Stephan Staats für zwei Flaschen Sojasoße, die es zu dem Zeitpunkt nur in London gab, mit einem Privatjet von Südfrankreich zum Einkaufen nach London geschickt worden. Den Unterschied schmeckt man schon, sagt der Koch.
"Galapagos als Beispiel: Da lässt man sich dann halt feuern oder benimmt sich eben daneben, dass man entlassen wird."
Stephan ist mit den Yachten, auf denen er gearbeitet hat, über verschiedene Meere gereist und war in 91 Ländern. Allerdings hat er nicht viel davon gesehen, weil er kaum freie Zeit hat. Manchmal nutzt er die Zeit zwischen zwei Verträgen, um etwas von der Welt zu sehen. Man könne sich daneben benehmen und feuern lassen, so wie er das auf Galapagos gemacht habe, sagt Stephan. Ob das wirklich stimmt, lässt er offen.
Kulinarische Weltreise
Auf seinen Reisen über die verschiedenen Kontinente hat er viele Rezepte und Geschichten gesammelt, die er in seinem Buch "Staats' Geheimnisse" veröffentlicht hat. Mit der Veröffentlichung seines Buches hat sich sich Stephan Staats einen Wunsch erfüllt - seine Überzeugung, dass man keinen Schulabschluss braucht, um sich seine Träume zu erfüllen, hat ihm sicherlich dabei geholfen.
Dieses Interview ist eine Wiederholung.
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