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Für die meisten Tiere wirkt sich der Klimawandel negativ auf ihren Lebensraum aus. Einigen wenigen Tierarten nutzen die steigenden Temperaturen.

Der vom Menschen verursachte Klimawandel schadet den meisten Tierarten: In der Arktis schmilzt das Eis und damit beispielsweise den Eisbären der Lebensraum weg.

Die Temperatur der Ozeane steigt. Das schadet unter anderem den Korallen, die ausbleichen und absterben. Die zunehmende Trockenheit lässt nicht nur die Wälder brennen, sondern gefährdet auch Frösche und Kröten. Nur einige Beispiele wie der Klimawandel vielen Tierarten schadet.

Kanadabiber (Castor canadensis) mit Jungtier im Denali-Nationalpark
© imago images | McPHOTO | Helge Schulz
Das Nahrungsangebot für Biber vergrößert sich in Alaska durch den Klimawandel.

Nahrungsangebot für Biber verbessert sich

Biber in Alaska profitieren dagegen vom Klimawandel. Die steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass in den Tälern Alaskas, die vorher zugefroren waren, Büsche wachsen. Büsche, die den dort lebenden Bibern Nahrung und Baumaterial für ihre Biberburgen und Staudämme bieten.

Dadurch können Biber dann neue Lebensräume erobern und besiedeln. Durch die Staudämme der Biber sind in Alaska innerhalb von nur fünf Jahren 56 neue Stauseen entstanden.

Diese zusätzlichen Seen könnten den Klimawandel allerdings weiter verschärfen, sagt der Biologe Mario Ludwig. Denn das Wasser in den Seen ist wärmer als der Boden, dadurch wird das Auftauen der Permafrostböden beschleunigt.

Das könnte dazu führen, dass dann große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt werden, dazu zählt vor allem Methan. Die wiederum würde den Klimawandel weiter vorantreiben.

Manche Pinguinarten profitieren vom Klimawandel, andere nicht

Kaiserpinguine beispielsweise, die größten Pinguine der Welt, sind auf Packeis angewiesen. Das Packeis dient ihnen als wichtige Plattform, von der aus sie nach Nahrung tauchen und als Fluchtort vor Fressfeinden.

Durch den Klimawandel schmilzt das Packeis immer mehr. Forschende sagen: Wenn die globale Erwärmung weiter im gleichen Tempo voranschreitet, könnten Kaiserpinguine bis zum Ende des Jahrhunderts fast oder möglicherweise auch ganz ausgestorben sein.

Weniger Packeis ist gut für Adeliepinguine

Forschende aus Japan haben herausgefunden, das Adeliepinguine, eine kleine Pinguinart, deutlich besser zurechtkommen, wenn es weniger Packeis gibt. Denn in Zeiten, in denen es weniger Eis gibt, waren die Adeliepinguine mehr schwimmend als laufend unterwegs. Dadurch konnten sie ihr Jagdrevier vergrößern, während sie weniger Energie aufwenden mussten. Denn Laufen ist für Pinguine anstrengender als Schwimmen. Sie konnten mehr Futter erbeuten, nahmen dadurch zu und bekamen als Folge davon mehr Nachwuchs. Außerdem wuchsen die Jungtiere, dank besserer Ernährung, deutlich schneller heran.

"In Deutschland ist ein Insekt ein Gewinner des Klimawandels, das sich keiner großen Beliebtheit erfreut: die Asiatische Tigermücke. 2007 wurde sie zu uns eingeschleppt."
Mario Ludwig, Biologe

Asiatische Tiegermücke - Überträger von verschiedenen Krankheiten

Auch die Asiatische Tigermücke breitet sich aufgrund wärmerer Temperaturen in Deutschland weiter aus. Dabei handelt es sich um eine asiatische Stechmückenart, die 2007 nach Deutschland eingeschleppt wurde.

Sie kann einige gefährliche Krankheiten wie das Gelbfieber, das Dengue-Fieber und das Chikungunyafieber übertragen. Die wärmeliebende Tigermücke hat sich in den vergangenen Jahren vor allem in Süddeutschland stärker ausgebreitet.

Experten rechnen damit, dass sie sich, wenn die Temperaturen weiter steigen, mittelfristig auch in Norddeutschland etablieren kann, sagt der Biologe Mario Ludwig.

Bisher Risiko für Epidemien noch gering

Im Augenblick müssten wir noch nicht damit rechnen, dass die Asiatische Tigermücke neue Epidemien mit gefährlichen Krankheiten in Deutschland verursacht. Denn in Deutschland gibt es sehr wenige bis gar keine Menschen, die die Erreger der genannten Krankheiten in ihrem Blut haben. Um bestimmte Erreger übertragen zu können, muss eine Asiatische Stechmücken sich zunächst selbst an einem erkrankten Menschen infizieren. Mittelfristig könnte das aber schon zu einem Problem werden, sagt der Biologe Mario Ludwig.

Grünspecht breitet sich in höhere Lagen aus

Auch die Bestände des Grünspechts steigen nach Aussage des Landesamts für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen zurzeit deutlich an. Das hat der Grünspecht den milderen Temperaturen, die durch den Klimawandel verursacht werden, zu verdanken.

Grünspecht.
© imago images | blickwinkel
Die Baumhöhlen, die der Grünspecht baut, nutzen auch Fledermäusen, Staren oder Wildbienen.

Baumhöhlen des Grünspechts nutzen auch anderen Tierarten

Der Grünspecht findet dank milderer Temperaturen mittlerweile in den oft schneefreien Wintern in Deutschland genügend Nahrung. Er breitet sich inzwischen bis ins Mittelgebirge und anderen höheren Lagen aus.

Davon profitieren indirekt auch andere Tierarten wie Fledermäuse, Stare oder Wildbienen, die die vom Specht gezimmerten Baumhöhlen als Wohnung aus zweiter Hand nutzen.

Wenige positive Beispiele, viele Tierarten sind vom Aussterben bedroht

Einigen Tierarten geht es aufgrund des Klimawandels richtig gut. Diese wenigen positiven Beispiele sind aber nur Ausnahmen von der Regel: Wenn der Klimawandel in diesem Tempo fortschreitet, werden zahlreiche Arten aussterben, sagt der Biologe Mario Ludwig.

Shownotes
Klimawandel
Diese Tiere profitieren von steigenden Temperaturen
vom 28. Oktober 2020
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe