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Einkaufsmeilen sind überfüllt, Badeseen gut besucht, und in Großstädten wird wieder gefeiert. Die Corona-Infektionszahlen steigen an. Wissenschaftler und Politiker machen sich große Sorgen, die Rede ist von einer "zweiten Welle". Ein Begriff, mit dem wir vorsichtig umgehen sollten, sagt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit.

Auf der Pressekonferenz des Robert Koch-Instituts am Dienstag (28.07.) umreißt Ute Rexroth die aktuelle Lage: überall flackert Corona wieder auf, die Infektionszahlen in Deutschland steigen.

Immer wieder ist die Rede von einer "zweiten Welle", die jetzt auf uns zurollen könnte. Ein Begriff, mit dem wir äußerst bedacht und vorsichtig umgehen sollten, sagt Jonas Schmidt-Chanasit. Er ist Virologe und forscht am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

"Der Begriff sagt der Bevölkerung, dass wir bei der Reaktion und der Prävention ein großes Problem haben, und das sehe ich noch nicht."
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe

Falsche Schlussfolgerung

Der Begriff einer "zweiten Welle" würde viele Menschen verunsichern, meint der Virologe. Denn damit würde impliziert, dass wir in Deutschland ein akutes Problem mit der Prävention der Pandemie hätten – das sei aber nicht der Fall.

"Mit einer "zweiten Welle" verunsichern wir mehr, als dass wir konkret sagen, was passiert, und was gemacht werden muss.
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe

Situation ist unter Kontrolle

Die Strategie, die Deutschland fahre, sei die der stabilen Kontrolle. Das heißt, die Infektionsherde, die auftreten, sollen so schnell wie möglich unter Kontrolle gebracht werden. Eine schnelle Intervention der Gesundheitsämter solle eine Überlastung des Gesundheitssystemsverhindern. Und das klappe bislang sehr gut, sagt Jonas Schmidt-Chanasit.

"Wenn es eine "zweite Welle" gibt, dann wird man überrollt, und dann hat man nicht die Möglichkeit, eine stabile Kontrolle durchzuführen, so wie wir das machen."
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe

Eine Definition von einer "zweiten Welle" gebe es außerdem nicht, so der Virologe. Eine Pandemie verlaufe immer wellenartig. Das Ziel sei immer, die Amplitude – die Höhe der Welle also – so niedrig wie möglich zu halten, um einen "Lockdown" zu verhindern.

Deshalb sollten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, was die steigenden Fallzahlen für das alltägliche Leben bedeuten. Anstatt von einer "zweiten Welle" zu reden, sollten wir lieber Abstand halten, Hände waschen und Masken tragen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Steigende Corona-Infektionszahlen
Warum der Begriff "zweite Welle" problematisch ist
vom 29. Juli 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin