Es war ihr ganz großer Traum. Viel Herzblut, viele Nächte und Tage investieren Sarah Seeliger und Julius Bertram in ihr erstes Start-up. Ihre Kinderkleidungsbörse Kirondo sollte ein großer gemeinsamer Erfolg werden. Zunächst kann das Paar den Mangel an Erfahrung mit Enthusiasmus ausgleichen - beide haben Erfolg, als es früh darum geht, Investoren und Unterstützer für ihr Projekt zu gewinnen. Doch genau hier beginnen die Probleme. Der erste Teil unser neuen Podcast-Serie.
Dass sie einmal gründen wollen, war Julius Bertram und Sarah Seeliger schon früh klar. Als Ihnen dann jemand von einem US-amerikanischen Start-up erzählt, das bei Investoren Millionen mit einer Kinder-Kleidungsbörse eingesammelt hat, sind sie Feuer und Flamme. Sarah und Julius teilen nicht nur unternehmerische Leidenschaft, sie sind auch ein Paar und erwarten gerade ihr zweites Baby. Sie wissen, wie es ist, auf Bergen von Kinderklamotten zu sitzen und trotzdem neue zu brauchen, weil auf ihre Tochter nun ein Sohn folgt.
Eine geplante Weltreise wird gestrichen, stattdessen finanzieren sich die beiden von ihrem Ersparten ihre Start-up-Website. "Wir waren wie eine Mutation, wir haben alles gemeinsam gemacht", erzählt Sarah. Tag und Nacht sitzen sie zusammen und tüftelten an ihrer Vision der eigenen, gemeinsamen Firma.
"Es war supergeil! Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, nur dass es sich gar nicht so angefühlt hat. In unserem Arbeitszimmer hatten wir ein Plakat aufgehangen: 'Arbeiten ist das neue Feiern!'"
Sarah hat „Gründung und Nachfolge“ studiert, Julius ist gelernter Sicherheits- und Vertriebsingenieur mit etwas Berufserfahrung. Gemeinsam schaffen sie sich das nötige Wissen drauf und begeistern mit ihrer Idee auch Investoren und Company Builder. Beim Company Building bringen sich Investoren aktiv in den Entstehungsprozess von Start-ups ein. Am Ende haben sie sogar die Wahl und Angebote namhafter Größen aus der deutschen Szene auf ihrem Tisch liegen. Ihr Erfolg überrascht sie selbst.
"Wir hatten einen Business Case, der uns sehr früh aufgezeigt hat, dass wir sehr viel Geld brauchen, dass da ein hoher sechsstelliger, wahrscheinlich sogar siebenstelliger Betrag rein muss!"
Sarah und Julius haben sehr unterschiedliche Auffassungen, welchen Weg man mit wem gehen sollte. Am Ende kann sich Julius durchsetzen und auf einmal geht alles sehr schnell. Ihre neuen Company Builder stellen ihnen einen Venture Partner vor. Das sind in der Regel erfahrene Unternehmer, die beim Start-up beteiligt werden, und großes Interesse an dessen Erfolg haben.
Der Partner legt los und wälzt zunächst bei Ihnen zu Hause wie verrückt Akten. Dann wird aus Nju Nju Kirondo, die Firma wächst und bezieht eigene Räume. Doch der große Aufbruch gestaltet sich zunehmend auch bitter. Die neuen Company Builder wollen Sarah nicht mit an Bord haben, sondern mit Julius allein arbeiten. Schließlich einigt man sich auf einen Kompromiss – Julius wird alleiniger Geschäftsführer, Sarah bleibt in der Firma.
"Das ist ja wirklich etwas, was Du lernen musst, dass Du auch Investoren gegenüber sagst. 'Ey Freunde, ihr gebt hier zwar das Geld, aber das Sagen in dem Unternehmen das habe ich!'"
Schon kurz nach dem Start beschleicht Julius und Sarah ein merkwürdiges Gefühl. Sie fühlen sich nicht mehr wohl in der eigenen Firma. Es gibt Konflikte mit einzelnen Mitarbeitern. Darüber hinaus realisieren die beiden, dass es ihnen immer weniger gelingt, sich mit ihren Fähigkeiten und Vorstellungen so einzubringen, wie sie es sich wünschen. Doch das interne Klima ist schwer belastet, vor allem die Handlungen der Company Builder erschließen sich Sarah und Julius kaum noch. Sie beginnen, auch gegen die eigenen Überzeugungen zu handeln. Die Folge: Jeder für sich gerät in unangenehme Situationen, die schließlich zur Zerreißprobe für die gesamte Unternehmung werden.
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