Kurz vor dem Semesterstart geht es wieder los mit der Zimmer- und Wohnungssuche. Oft geht es dann von Zwischenmiete zu Zwischenmiete, bevor etwas Passendes gefunden wird. Auch Clara hat ewig gesucht. Die schwierige Situation junger Studierender kennt auch Klaus Wilsberg vom Kölner Studierendenwerk sehr genau.
Mit der Entscheidung nach Berlin zu ziehen, wusste Clara, dass sie sich auf eine problematische Wohnungssuche einzustellen hatte. Dass es allerdings so kompliziert werden würde, hätte sie nicht erwartet. Von ihrer Traumvorstellung – zentral gelegen in Neukölln oder Kreuzberg, Zimmer mit mindestens 20 Quadratmeter und Balkon – musste sie schnell Abstand nehmen, erzählt sie.
Unzählige Bewerbungen und Enttäuschungen
Die 27-Jährige habe während ihrer Suche täglich mehrere Bewerbungen und Anfragen abgeschickt, sagt sie. Geantwortet hätten ihr nur die Wenigsten.
"Immer, wenn ich gerade Zeit hatte, habe ich geguckt, ob es neue Anzeigen gibt, die irgendwie auf meine Kriterien passen."
Trotzdem sei Clara bei knapp 40 WG-Castings gewesen und berichtet von großen Hoffnungen und vielen, teils heftigen Enttäuschungen. In der Zeit der Wohnungssuche habe sie von Monat zu Monat in wechselnder Zwischenmiete gewohnt. "Das ist heftig, weil man nie richtig ankommt. Man ist immer irgendwie in einem fremden Zimmer von Leuten, wo noch die ganzen Sachen von denen drinnen sind", sagt sie. Die Zeit der Suche sei sehr kräftezehrend gewesen.
Wohnungs-Frust mit Humor verarbeitet
Ihre Erfahrungen hat Clara mit viel Humor auf Tiktok verarbeitet und lustige Clips produziert – zum Beispiel mit Notlügen, die beim WG-Casting erzählt werden. Für ihre Beiträge habe sie sehr viel positive Resonanz bekommen von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen.
Inzwischen hat Clara aber eine schöne Wohnung gefunden. Seit zwei Monaten wohne sie mit einer sehr guten Freundin in einer WG, hat ein großes Zimmer und tatsächlich einen Balkon. Sie zahle zwar etwas mehr Miete als ursprünglich geplant, sei aber super happy und macht mit ihrem Erfolg Wohnungssuchenden Mut.
Wohnungsmarkt ist extrem knapp
Wie schlecht es um den Wohnungsmarkt steht, weiß auch Klaus Wilsberg, Pressesprecher vom Kölner Studierendenwerk. Die Wohnungssituation in seiner Stadt beschreibt er als eine Riesenkatastrophe. Aber auch in anderen Städten sei es für Studierende eine enorme Herausforderung, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Grund dafür seien vor allem die steigenden Nebenkosten, auch die Studierendenwerke müssten ihre Preise anziehen. Den Wohnungsmarkt sieht Klaus Wilsberg auch in Zukunft weiter belastet, da auch der Neubau von Wohnungen immer teurer werde.
Hohe Nachfrage beim Studierendenwerk
Genaue Zahlen darüber, wie viele Studierende insgesamt Zimmer oder Wohnungen suchen und wie viel Wohnraum tatsächlich zur Verfügung stehe, hat der Pressesprecher nicht. Was die Studierendenwerke in Köln betreffe, so kämen jedoch pro Jahr rund 10.000 Anfragen von Studierenden, die ein Zimmer suchen.
Wohnungssuchende: Kriterien herunterschrauben
In Köln und vielen anderen Städten gibt es sehr beliebte Stadtteile mit entsprechend hoher Nachfrage. Hier sei es natürlich deutlich schwieriger, eine Wohnung oder ein Zimmer zu finden. Suchende sollten ihren Radius dementsprechend erweitern, rät Klaus Wilsberg. Wohnungssuchende sollten online auch nicht nur auf den großen, bekannten Portalen gucken, sondern auch kleinere Portale und Trägerschaften durchstöbern. Auch ein Blick in die Anzeigen mancher Printmedien lohne sich nach wie vor.
"Auch mal auf gute alte Ideen zurückgreifen. Es gibt in allen Städten irgendwelche kleinen Lokalblättchen mit Anzeigen."
Ein großes Problem bei der Wohnungssuche sei für Studierende oft die Finanzierung. Helfen könnte als Regelfinanzierung vor allem Bafög. Darüber hinaus gebe es weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel zinslose Darlehen und Vorschüsse. Mehr Informationen dazu finde man auf den Webseiten der Studierendenwerke (zum Beispiel hier), sagt Klaus Wilsberg.
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- Clara, spricht über ihre WG-Suche
- Klaus Wilsberg, Pressesprecher Kölner Studierendenwerk