Spröde und brennende Lippen – die haben viele von uns im Winter. Was können wir gegen die Austrocknung tun? Was auf jeden Fall hilft, ist Knutschen, sagt die Dermatologin Yael Adler. Aber bitte nicht zu feucht. Auf eine Gesichtsreinigung mit Seife und anderen Waschsubstanzen sollten wir lieber verzichten.
Mittlerweile dürfte jeder von uns wieder eine Winterjacke tragen. In so manchen Taschen findet sich da auch noch der Lippenbalsam vom letzten Jahr. Gut, er hat sich vielleicht ein bisschen verfärbt, dafür riecht er aber nicht ranzig. Müsste doch eigentlich noch gehen, oder? An dem Geruch sollten wir uns nicht unbedingt orientieren, da die Duftstoffe in dem Balsam den ranzigen Geruch überdecken können, sagt die Dermatologin Yael Adler.
"Nicht mehr benutzen sollten wir alten Lippenbalsam, wenn er sich farblich verändert hat."
Sieht der Fettstift aber aus wie im letzten Jahr, dann müssen wir uns auch keinen Neuen kaufen und können ihn bedenkenlos auch ein Jahr später noch verwenden - auch wenn das Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Ähnliches gelte auch für Sonnencremes, sagt Yael Adler. Die Hersteller seien bei ihren Angaben natürlich eher vorsichtig, um auf der sicheren Seite zu sein.
Unsere Lippen haben keine eigenen Talgdrüsen und sind auf die Fettproduktion aus der Gesichtsumgebung angewiesen, so Yael Adler.
"Wenn es kalt ist im Winter, dann wird unser Talg auf der Haut, der aus den Poren rauskommt, genauso hart wie Butter im Kühlschrank. Und natürlich ist die Gesichtsbutter dann nicht so streichfähig."
Nachts, wenn wir im warmen Bett liegen, würde sich der Talg wieder sehr gut über unserem Gesicht verteilen, sagt Yael Adler. Wer morgens aber mit einer radikalen Gesichtsreinigung - Seife, Peeling, alkoholische Tinkturen und anderen Waschsubstanzen - ans Werk geht, macht den Fehler, die körpereigenen Schutzfette zu entfernen. "Damit verstärken wir dann die Not der Lippen“, sagt die Dermatologin.
Warmes Wasser und ein Handtuch würden reichen, um das Gesicht zu säubern, ohne dabei den Fettfilm anzugreifen. Denn Wasser löse das Fett nicht, Seifen und Waschsubstanzen hingegen schon.
"Es gibt keine Gesichtscreme, die so gut und effektiv schützt, wie unser selbstgemachtes Fett."
Bei Lippenpflegestiften sollten wir darauf achten, dass in dem Produkt keine Paraffine enthalten sind. Da diese Fette keine Ähnlichkeit mit unseren körpereigenen Fetten hätten, würden sie sich quasi wie eine Plastiktüte über unsere Lippen legen.
Süchtig nach Lippenbalsam
Das würde den Feuchtigkeitsabtransport unserer Haut verhindern. Und Feuchtigkeit, die sich staut, weicht die Haut auf und macht sie trocken und rissig, sagt die Expertin. Auch bei Pflegeprodukten mit Glycerin sollten wir vorsichtig sein, sagt Yael Adler: "Glycerin bringt eigentlich Feuchtigkeit in die Haut. Zu hoch konzentriert zieht es die Feuchtigkeit erst recht raus."
"Glycerin verschlimmert den Prozess und deswegen sagen viele Leute: Boah, ich bin richtig süchtig nach diesen Stiften."
Was aber ist die Alternative zur Kosmetik? "Ganz wichtig ist natürlich Knutschen", sagt Yael Adler, denn damit verteilen wir gegenseitig das Lippenfett. Nur sollten wir das nicht zu feucht machen, oder mit der Zunge über die Lippen fahren, denn die würde wie ein Waschlappen die Fette entfernen.
Außerdem sollten wir darauf achten, dass unsere Schilddrüse in Ordnung ist und wir genug Mikronährstoffe, Zink, Eisen und Vitamin B 12 im Blut haben. Auch auf unseren Vitamin-D-Spiegel sollten wir in der dunklen Jahreszeit achten. Ansonsten empfiehlt die Ärztin auch Naturfette. "Zum Beispiel finde ich Sheabutter gut, Bienenwachs oder Kakaobutter. Und da gibt es auch ganz tolle Kombinationen für jeden Geschmack". All das sei besser als mineralölhaltige Lippenpflegestifte, sagt die Dermatologin.