Während des Sprechens bearbeitet das Gehirn viele verschiedene Dinge gleichzeitig. Damit das schnell geht, arbeiten linke und rechte Hirnhälfte zusammen. Aber noch viel besser als Forschende bisher angenommen hatten.
Die linke und die rechte Gehirnhälfte sind arbeitsteilig fürs Sprechen zuständig. Die linke Hirnhälfte übernimmt die Aufgabe, Wörter zu erzeugen, zusammenzustellen oder zu analysieren, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Dagegen ist die rechte Gehirnhälfte dafür zuständig, Klangmuster zu interpretieren.
"Sprache entsteht durch das Zusammenspiel der rechten und der linken Gehirnhälfte."
Beispielsweise können wir ein und dasselbe Wort unterschiedlich betonen. Die rechte Gehirnhälfte würde feststellen, dass es in der Betonung einen Unterschied gibt, während die linke Gehirnhälfte einfach nur zweimal dasselbe Wort erzeugt hat, erklärt Henning Beck.
Forschenden der Uni Frankfurt haben in ihrer Studie festgestellt, dass die beiden Gehirnhälften sich die Arbeit noch viel detaillierter einteilen als bislang angenommen. Also dass in der linken Hälfte ein Sprachareal sei und in der rechten eher ein Sound-Areal.
Detailliertes Zusammenspiel Analyse- und Soundzentrum
Die Forschenden haben einem Hirnscanner gemessen, was im Gehirn passiert, wenn die Menschen sprechen. Und gemessen, was passiert, wenn sie ihre gesprochene Sprache wieder hören. Einmal wurde die Aufnahmen über das rechte und mal über das linke Ohr eingespielt. Dabei haben die Forschenden festgestellt, dass auch die linke Hälfte an der Sprachanalyse beteiligt ist. Sie analysiere aber vor allem Übergänge zwischen Vokalen und Konsonanten und die rechte den Klang an sich.
Zwischen den Hirnhälften switchen
"Sprache ist das auf eine Hirnhälfte bezogene kognitive Vermögen", sagt Henning Beck. Bei Rechtshändern sei das so, dass die linke Gehirnhälfte sich mehr auf die Übergänge konzentriere. Bei Linkshändern sei es auch so, dass die linke Hälfte die kleinteiligen Übergänge analysiere, aber nicht so stark wie bei Rechtshändern. Und es könne sogar vorkommen, dass sich das Verhältnis zwischen den Gehirnhälften ganz umkehre.
"Das Sprechen ist die Champions-League unseres Denkens", sagt Henning Beck. Dabei muss das Gehirn viele unterschiedliche Fähigkeiten zusammenführen wie Erinnerung, Aussprache oder Vorstellungen. Der Neurowissenschaftler vermutet, dass es dadurch einen Vorteil hat, dass es in bestimmten kleinen Arealen mehrere Fähigkeiten zusammenzieht, um schneller zu arbeiten. Das könnte der Grund dafür sein, dass Sprache auf zwei Hälften verteilt sei.