Gesunde Füße sind viel wert, wer damit zur Welt kommt, hat schon Glück gehabt. Schuhe können das kaputtmachen. Schäden für den ganzen Körper können die Folge sein. Aber es gibt Hoffnung: barfuß laufen. Dafür ist es nie zu spät.
Wie schädlich Laufen in Schuhen sein kann, haben zwei Forscher aus Irland und Neuseeland untersucht. Sie haben Studien über Barfußlaufen und Laufen mit Schuhen ausgewertet. Ihr Ergebnis:
- Laufschuhe beeinflussen unseren Laufstil und unsere Körperhaltung beim Laufen stark.
- Das Tragen von Schuhen schwächt die Füße.
- Laufverletzungen, Schmerzen und Entzündungen nehmen zu.
Schuhe behindern komplexe Fußfunktionen
Zwar gibt es hoch entwickeltes Schuhwerk, um genau diese Schäden zu vermeiden, aber auch sie beeinträchtigen die Funktionen im Fuß. Die Füße sind hochkomplexe Körperteile aus Knochen, Bändern, Sehnen und Gelenken. In den Fußsohlen laufen viele Nerven zusammen. Sobald der Fuß Kontakt zum Boden hat, leiten die Nerven die Information ans Gehirn und Rückenmark weiter. Im Gehirn-Kontrollzentrum werden die Informationen verarbeitet:
- Wie steht der Fuß?
- Wie viel Spannung hat er?
- Wie viel Druck lastet auf ihm?
Das Gehirn verarbeitet die Infos und der Körper korrigiert die Haltung und bringt die Gelenke in die richtige Position, um Stoßkräfte auszugleichen und Schäden zu vermeiden. Ein Schuh beeinträchtigt diese Funktionen. Dadurch könnten wir uns einen schlechten Laufstil angewöhnen.
Schuhe, die körperliche Defizite ausgleichen
Wenn die Schuhe den Fuß schwächen, dann hat das Auswirkungen auf den ganzen Körper. Umgekehrt gibt es Studien, die zeigen, dass bestimmte Laufschuhe körperliche Schwachstellen ausgleichen können. Beispielsweise kann der Schuh ein hohes Körpergewicht dämpfen.
Letztlich lässt es sich nicht pauschal beantworten, ob barfuß laufen besser ist oder nicht, sagt Uwe Kersting, Professor für Biomechanik und Orthopädie an der Deutschen Sporthochschule. Auf jeden Fall gibt der Fuß zahlreiche Informationen an den Körper weiter, sobald wir auf Barfußlaufen umstellen. Doch dieser Effekt nutzt sich schnell ab, sagt Uwe Kersting.
Besser langsam auf Barfußlaufen umstellen
Bei einer langsamen Umstellung aufs Barfußlaufen hat der Körper die Chance, mehr Muskelkraft aufzubauen, gleichzeitig wird die Haut dicker und die subkutanen Fettpolster nehmen zu oder verteilen sich anders. Das führt wiederum dazu, dass der gesamte Zusammenhang zwischen sensorischem Input, der Bewegung und der Belastung sich langfristig ändert, erklärt der Sportmediziner.
"Wenn ich das Barfußlaufen als Training sehe, das ich nach und nach steigere, dann kann das tatsächlich Veränderungen bewirken, dass also zum Beispiel mein Fußgewölbe wieder stärker und stabiler wird."
Wer nicht mit blanken Sohlen auf dem Boden laufen mag, kann auch zu Barfußschuhen greifen. Das Institut für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule hat untersucht, wie sich das Laufen mit diesen Schuhen auf die Füße und den Körper auswirkt.
Im Sport heißen sie Minimalschuhe bzw. Sportschuhe ohne Stütze oder Dämpfung. Die sehr flexiblen Sohlen haben einen ähnlichen Effekt wie Barfußschuhe. Das Ergebnis der Studie: Die Fußmuskulatur, vor allem die der Zehenbeuger, wird um bis zu 20 Prozent gekräftigt, wenn die Schuhe über einen längeren Zeitraum getragen werden.
Die Zehenbeuger sitzen unten in der Fußsohle und tragen einen großen Teil des Körpergewichts. Sie spielen eine große Rolle in der Abstoßphase beim Gehen. Wenn sie besser trainiert sind, verbessert sich die Sprungkraft insgesamt. Auf die Laufmechanik hatte der Effekt weniger Einfluss.
Barfußlaufen im Selbstversuch
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Caro Köhler ist begeisterte Sportlerin und hat selbst ausprobiert, wie es sich anfühlt, ein paar Kilometer ohne Schuhe zu laufen.
"Abgesehen von ein paar Kieselsteinen und einer Distel ging es grundsätzlich gut."
Für die etwas raueren Untergründe hätte sich Caro Barfußschuhe gewünscht, grundsätzlich hat sie aber ein gutes Gefühl gehabt. Sie hat festgestellt, dass sie den Fuß barfuß anders aufsetzt als in Schuhen. Nach ihrem Lauf hatte sie Muskelkater in den Fußaußenseiten.
"Das waren ganz neue Impulse für meine Füße."
Wer das Barfußlaufen selber mal ausprobieren will, sollte ein paar Dinge beachten: Langsam umsteigen, sonst kann es zu Überlastungen und Verletzungen kommen. Zum Beispiel erst mal barfuß ein bisschen spazieren gehen, nach der Laufrunde Schuhe ausziehen und ein paar Hundert Meter barfuß laufen oder einfach erst mal zu Hause barfuß laufen und Gleichgewichtsübungen machen. Beispielsweise auf einem zusammengerollten Handtuch balancieren, das kräftigt das Fußgewölbe.