Nach Charlottesville kommt das große Aufräumen: US-Unternehmen wie Google, Facebook oder Apple stellen sich quer und löschen oder sperren rechtsextreme Inhalte. Andere Firmen folgen ihrem Beispiel.
Apple-Chef Tim Cook ist nur einer von vielen Top-Unternehmern, der sich öffentlich zu Charlottesville geäußert hat. Bei einer bloßen Stellungnahme will er es aber nicht belassen. Am Mittwoch (16.08.2017) kündigte er an, je eine Million Dollar an das Southern Poverty Law Center (SPLC) und die Anti-Defamation League zu spenden - beides sind Bürgerrechtsgruppen, die sich gegen Extremismus und Hass engagieren. Außerdem wolle er über iTunes Spenden sammeln.
Cook schrieb in einer Erklärung: "Ich stimme nicht mit dem Präsidenten und anderen überein, die glauben, dass weiße Rassisten und Nazis mit denjenigen moralisch gleichgesetzt werden können, die sich ihnen widersetzen, indem sie für Menschenrechte eintreten."
Nach den rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville reagiert die Tech-Branche zunehmend sensibel. Beispielsweise wurde noch am Wochenende die US-Neonazi-Website "Daily Stormer" gelöscht - GODaddy, einer der größten Massenhoster in den USA, hat die Seite abgeschaltet, auf der auch über das Opfer, Heather Heyer, hergezogen wurde.
Den Geldhahn zudrehen
Seitdem haben viele Unternehmen reagiert, aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Im Visier haben sie rechtsextreme Inhalte oder Personen, die mit Neonazi-Merchandise Geld machen.
Paypal beispielsweise stand in der Kritik, weil über das Bezahlsystem auch rechtsextreme Gruppen ihre Geschäfte machen. Das Unternehmen hat nun reagiert und die Konten einiger Extremisten gesperrt. Über eine E-Mailadresse sollen User fragwürdige Inhalte melden.
"Die Crowdfunding-Kampagnen Kickstarter und GoFundME haben erklärt, dass sie Spendenkampagnen für den mutmaßlichen Attentäter von Charlottesville ablehnen."
Facebook-Chef Mark Zuckerberg meldete sich ebenfalls zu Wort. Er finde es eine Schande, dass man heute immer noch erklären müsse, dass Nazis und Rassisten böse sind. Facebook werde künftig noch stärker gegen Artikel und Links vorgehen, in denen zu Gewalt aufgerufen wird.
Auf Facebook wurden Artikel des "Daily Stormer" ebenfalls gelöscht, auch alle Verlinkungen wurden entfernt. Das sei für die Plattform extrem ungewöhnlich, sagt Russel Brandom vom Technik-Blog The Verge. In der Vergangenheit ist Facebook ja immer wieder vorgeworfen worden, Hate Speech etwa nicht ausreichen und schnell genug zu löschen.
"Facebook musste zehntausende Links und Verweise überprüfen. Das erfordert sehr viel Arbeit, weil man unzählige Einträge händisch anschauen und kontrollieren muss."
Es gibt noch viele weitere Firmen, die jetzt plötzlich aktiv werden: Spotify etwa hat 37 rassistische Bands rausgenommen, Airbnb hat ebenfalls die Konten einiger Personen gelöscht, die der Alt-Right-Bewegung zugeordnet wurden.
"Manche finden, das, was Facebook und Co. da jetzt machen, ist auch Diskriminierung", sagt Reporterin Rahel Klein. Es bleibt die Frage, wie langfristig die Unternehmen bei ihrer jetzigen Strategie bleiben und wie nachhaltig sie auch weiterhin rechtsextremistische Inhalte aufspüren wollen.
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