Der führende Kopf der Identitären Bewegung in Österreich hat eine Spende vom Christchurch-Attentäter erhalten. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf "Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung".
Martin Sellner, der führende Kopf der Identitären in Österreich, hat eine Spende erhalten. Ausgerechnet vom Attentäter von Christchurch. 1500 Euro sind auf seinem Konto gelandet. Das hat mittlerweile auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz bestätigt. Die Folge: Eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts auf "Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung". Geprüft werden weitere Verbindungen zwischen Sellner und dem Christchurch-Attentäter, so die österreichische Staatsanwaltschaft.
Für Paul Middelhoff ist diese Verbindung keine Überraschung. Er hat zusammen mit Christian Fuchs das Buch "Das Netzwerk der neuen Rechten" geschrieben. Dass die Spende an Sellner tatsächlich vom Attentäter von Christchurch kam, ist in jedem Fall interessant, sagt Paul Middelhoff. Denn Sellner sei eine Art Popstar in der Szene. Er hat die Identitäre Bewegung im deutschsprachigen Raum mit aufgebaut und ist international bekannt und vernetzt.
Interessant ist das auch deshalb, weil Martin Sellner mehrere Spendenplattformen betrieben hat, viele davon in den USA, erklärt Paul Middelhoff. Dort habe er zum Beispiel gemeinsam mit anderen Identitären Geld gesammelt für eine Aktion im Mittelmeer. Mit dem Geld habe die Identitäre Bewegung ein Schiff gechartert, um Seenotretter daran zu hindern, Geflüchtete aus dem Mittelmeer zu retten.
"Sellner hat über Jahre mehrere Spendenplattformen betrieben. Vor allem in den USA."
Dass Privatpersonen Spenden erhalten, ist eher selten, erklärt Paul Middelhoff. In der Szene sei es meistens so, dass die Spenden an Stiftungen oder Parteien gingen. Martin Sellner habe aber immer wieder dafür geworben, auch ihm persönlich Geld zukommen zu lassen.
Internationale Verbindungen
In Deutschland umfasst das Netzwerk der neuen Rechten nach Recherchen der beiden Buchautoren knapp 150 Organisationen. Dazu zählen sie Think Tanks, Verlage, Magazine und Vereine. Interessant daran, so Paul Middelhoff: Die Köpfe und Geldgeber kommen ursprünglich aus Westdeutschland, die Organisationen und Parteien haben aber im Osten besonders großen Zulauf.
Ein gemeinsamer Nenner der Organisationen sei die Ablehnung des Islams. Die Neue Rechte sehe den Islam als eine Bedrohung Europas an. Die Form der Ablehnung nehme dabei durchaus extreme Züge an. Das Narrativ des großen Bevölkerungsaustauschs, das auch im Manifest des Attentäters von Christchurch vorkam, gehört auch zum Standardrepertoire der Rechten in Deutschland, erklärt Paul Middelhoff.
"Das klingt jetzt alles zivil, aber in Teilen der Bewegung hat sich das Ganze zu einem echten Islamhass ausgewachsen."
Und es gibt durchaus internationale Verbindungen. Viele Rechte in Deutschland beziehen sich zum Beispiel auf den italienischen Marxisten Antonio Gramsci und den Franzosen Alain de Benoist. Das heißt, es gibt auch intellektuell grenzübergreifende Verbindungen. Und auch der US-Politikberater Steve Bannon will bei den Europawahlen einen europäischen Rechtsblock bilden.
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