Wir gehen durch die Fußgängerzone und sehen den Pappbecher mit dem Kleingeld drin. Wir wissen: Da will jemand unsere Hilfe. Und nun? Psychologen haben herausgefunden, wovon es abhängt, ob wir spendabel sind oder einfach weitergehen.
Günni weiß, wie es läuft: "Die Leute, die weniger haben, die bleiben eher stehen und spenden dir was.". Er sitzt in der Bonner Innenstadt - rechts neben ihm liegt die fifty-fifty, das Bonner Obdachlosenmagazin, links döst sein Hund Knut. "Ich verkauf‘ ein paar Zeitungen, meistens geben sie aber Spenden, für den Hund und für mich.". Günni erkennt schon von Weitem, wer ihm was gibt, und wer weitergehen wird.
Weniger Zeit, weniger Spendenbereitschaft
Der Typ mit dem Telefon am Ohr, der gibt auf keinen Fall etwas, erzählt er Deutschlandfunk-Nova-Reporter Stephan Beuting. Was Günni aus der Praxis kennt, hat die Psychologin Anne Böckler-Raettig theoretisch untersucht. In der Theorie ist es gar nicht so leicht, die Menschen in Typen einzuteilen, wenn es um Hilfsbereitschaft geht.
"Wir haben herausgefunden, dass sich interessanterweise die Leute sehr viel altruistischer verhalten haben, die ein geringeres Einkommen haben."
Natürlich können auch Leute, die viel verdienen, altruistisch, also selbstlos handeln. Wichtig ist, in welcher konkreten Situation wir auf jemand treffen, der unsere Hilfe braucht - ob wir mitfühlen können, sagt Anne Böckler-Raettig. Mal angenommen, Günni säße im Winter ohne Schuhe draußen: "Dann ist der empathische Zugang, quasi am eigenen Körper zu spüren, wie es sich anfühlt, keine Schuhe anzuhaben bei dieser Eiseskälte", erklärt Anne Böckler-Raettig.
"Also ich frage mich, wie ist es wohl für jemanden, da zu sitzen und betteln zu müssen, was macht denn das Leben für Günni so schwer? Das sind so klassische Perspektivübernahme-Prozesse."
Wenn wir so empfinden, dann helfen wir in der Regel auch und spenden. Es funktioniert übrigens auch, wenn wir uns eher rational in die Lage von jemand anderem versetzen. Stichwort: Perspektivübernahme. Trotzdem: Klare Helfer- und Nicht-Helfer-Typen gebe es nicht. Es hänge davon ab, ob wir bereit sind uns, einzulassen. Auch Zeit kann ein entscheidender Faktor sein, sagt Anne Böckler-Raettig.
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