Kevin Spacey outet sich - das ist die dominierende Schlagzeile. Vom Vorwurf der sexuellen Belästigung ist quasi am Rande zu lesen. Ist das Krisenmanagement aus dem Lehrbuch? Fragen an einen Kommunikationstrainer.
In einem Interview hat der amerikanische Schauspieler Anthony Rapp schwere Vorwürfe gegen Kevin Spacey erhoben. Kevin Spacey habe 1986 versucht, ihn zu verführen. Anthony Rapp war zum damaligen Zeitpunkt 14, Kevin Spacey 26 Jahre alt.
Spacey reagierte umgehend auf die Vorwürfe – mit einem sorgfältig entworfenen Statement auf Twitter. Er könne sich an den Vorfall nicht erinnern, entschuldige sich aber für den Fall, dass sich die Sache so zugetragen habe.
Spacey habe sich entschieden als schwuler Mann zu leben, schreibt er. Er beendet das Statement also mit seinem Outing.
Damit vermischt er den Vorwurf der Belästigung mit einer persönlichen Botschaft, sagt Kommunikationsberater und Medientrainer Tom Buschardt. Der eigentliche Vorwurf Anthony Rapps gerät in den Hintergrund. Es hat den Anschein, als wäre genau das Kevin Spaceys Absicht.
"Also das ist ja schon fast so, als müsse man mit Kevin Spacey mehr Mitgefühl haben, als mit dem damals 14-Jährigen."
Tom Buschardt glaubt, der Fall könne in die Lehrbücher zur Krisenkommunikation eingehen. "Was Spacey da macht, ist höchst unprofessionell", sagt er. "Dass er den Vorwurf, einen 14-jährigen Jungen belästigt zu haben, als Anlass nimmt, über andere Dinge in seinem Leben zu sprechen, ist eine Frechheit."
Auch würde er so der homosexuellen und bisexuellen Community schaden, weil er die sexuelle Ausrichtung mit dem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Zusammenhang bringt.