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Seit jeher wird Geld auch als Kriegsmittel eingesetzt. Doch wie effektiv sind finanzielle Kriegsmaßnahmen, und welche Folgen könnten sie haben? Ein Vortrag des Soziologen Aaron Sahr.

Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Februar 2022 haben westliche Länder finanzielle Sanktionen gegen Russland verhängt. Konten russischer Oligarchen wurden gesperrt, und die Auslandsdevisen der russischen Regierung wurden eingefroren. Zudem wurde Russland vom SWIFT-System ausgeschlossen, der Transaktionsplattform, die den internationalen Zahlungsverkehr regelt.

Finanzielle Sanktionen in Konflikten

Durch diese Maßnahmen wird Geld militarisiert, sagt Aaron Sahr. Wie das genau funktioniert und wie effektiv finanzielle Maßnahmen in millitärischen Konflikten sein können, erklärt er in seinem Vortrag.

"Anders als Blockaden oder Belagerungen gelten Finanzsanktionen als Präzisionswaffe."
Aaron Sahr, Soziologe

Lange galten finanzielle Maßnahmen in militärischen Konflikten als eine Art Präzisionswaffe, sagt Aaron Sahr. Wenn man eine Stadt belagert oder den Zugang zu einer Insel sperrt, dann trifft man damit alle, die dort leben, also auch die, die nicht kämpfen. Wenn man aber gezielt die Konten von bestimmten Personen sperrt, dann trifft man damit zunächst einmal nur genau diese Individuen. Doch nicht immer ist das ganz so einfach.

"Mit den Maßnahmen gegen den Rubel im Jahr 2022 hat man sich entschieden, die gemeinsame Grundlage internationaler Zahlungsfähigkeit zu riskieren."
Aaron Sahr, Soziologe

Wenn man russische Banken vom SWIFT-System abkoppelt, riskiert man zum Beispiel, die Grundlagen des internationalen Zahlungsverkehrs zu erschüttern. Denn der beruht letztlich, so Aaron Sahr, auf Vertrauen und der Überzeugung, dass diese Prozesse reibungslos im Hintergrund ablaufen. Wenn man finanzielle Mittel in militärischen Konflikten einsetzt, dann sollte man, so Aaron Sahr, mehr als bisher die sozialen Grundlagen der internationalen Geldordnung bedenken.

Der Vortrag

Aaron Sahr ist Aaron Sahr ist Soziologe und forscht zu Geldpolitik und den soziologischen Grundlagen unserer Finanzordnung. Er ist Leiter der Forschungsgruppe "Monitäre Souveränität" am Hamburger Institut für Sozialforschung und Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg. Sein Vortrag hat den Titel "Geld in militärischen Konflikten – über monitäre Kriegsführung und die Zukunft globaler Zahlungssysteme".

Er hat ihn am 2. April 2024 in Hamburg gehalten, im Rahmen der Vorlesungsreihe "Im Nebel des Krieges" des Hamburger Instituts für Sozialforschung.

Shownotes
Soziologie
Geld als Kriegsmittel - Wie effektiv ist es?
vom 07. Juni 2024
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Aaron Sahr, Soziologe