Mit Freunden kochen und dann gemeinsam schlemmen – ein Studie hat gezeigt, dass wir in Gesellschaft deutlich mehr essen als alleine. Das Phänomen nennt sich soziale Aktivierung oder auch social facilitation.
Ein Team von Forschenden hat 40 Studien über Ernährung analysiert und anhand der Daten festgestellt, dass wir 48 Prozent mehr essen, wenn wir in Gesellschaft sind. Dieses Phänomen führen die Wissenschaftler auf die sozialen Komponenten zurück:
- Es macht Spaß, mit anderen zusammen zu sitzen und zu essen
- Am Tisch findet eine positive Rückkoppelung statt, wenn alle mitmachen
- Soziale Standards können sich verschieben: Es ist ok, mehr zu essen, als man das sonst tun würde
- Der Gastgeber bekommt in der Regel Lob und Anerkennung für die Gerichte
"Wenn man sich nicht so gut kennt, ist man mehr daran interessiert, das Bild von sich rüberzubringen, das man vermitteln möchte – und da gehört es gerade nicht dazu, als jemand zu gelten, der nicht genug kriegt."
Allerdings macht es einen Unterschied, ob wir uns in Gesellschaft von Leuten befinden, die wir gut kennen oder an einem Geschäftsessen oder einem Essen mit den Schwiegereltern in spe teilnehmen. Vor allem, wenn wir die anderen Personen nicht so gut kennen, legen wir eher Wert drauf, einen guten ersten Eindruck zu machen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kathrin Baumhöfer. Die meisten von uns wollen bei diesen Gelegenheiten nicht so wirken, als ob sie nicht genug bekommen können. In solchen Fällen essen wir dann eher etwas weniger.
Frauen halten sich bei Mahlzeiten mit Männern auffallend zurück
Laut der Studie halten sich Frauen gerade beim Essen mit Männern auffallend zurück, wenn sie ihnen gefallen wollen. Auch viele Übergewichtige essen in Gesellschaft eher weniger, um nicht den Eindruck zu erwecken, zu viel zu essen und dafür von anderen abgeurteilt zu werden.
"Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass das mit unseren frühen Vorfahren zu tun hat; mit einem uralten Überlebensmechanismus, der aus Zeiten stammt, in denen die Menschen noch Jäger und Sammler waren."
Die Forschenden führen unser Sozialverhalten beim Essen auf die Zeit zurück, in der unsere Vorfahren noch als Jäger und Sammler gelebt haben. Zusammen zu sitzen und Nahrung zu teilen, diente als eine Art Versicherung und somit als Überlebensmechanismus. Dadurch wurde sichergestellt, dass alle genug Essen bekommen, um zu überleben. Denn es war nicht vorhersehbar, wann es wieder etwas zu verzehren geben würde.
Soziale Aktivierung bei Tieren
Wir sind zwar keine Jäger und Sammler mehr, aber die alten Mechanismen greifen noch, sagen die Forschenden. Die Evolution hängt dem modernen Leben sozusagen hinterher, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kathrin Baumhöfer.
Studien haben gezeigt, dass das nicht nur bei Menschen so ist. Dieses Verhalten wurde auch bei Hühnern und Ratten beobachtet.
Unser Instinkt bestärke uns darin, zu teilen, gleichzeitig aber auch darin, selbst genug Nahrung ab zu bekommen. Das kann dazu führen, dass sich Einzelne aus der Gruppe daran orientieren, wie viel die anderen essen und das eigene Verhalten daran anzupassen. Dadurch kann sich die Menge des Verzehrten in der ganzen Gruppe erhöhen.