1945 ist Deutschland zerstört, nach dem Krieg muss alles neu aufgebaut werden. Frauen sind auf sich gestellt, weil Männer gefallen oder in Gefangenschaft sind. Wie Antonie Nopitsch und Elly Heuss-Knapp mit der Gründung des Müttergenesungswerks helfen.
Es sind schlimme Jahre in Deutschland. Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, die vier alliierten Sieger des Krieges haben das Land unter sich aufgeteilt und verwalten es. Allmählich ist klar geworden, was hinter den Mauern der Konzentrations- und Vernichtungslager wirklich geschah und welche Schuld die Täter auf sich geladen haben. Der Alltag der Menschen war von Not, Hunger und fehlendem Wohnraum gekennzeichnet. Überall lagen Schuttberge herum – und eine Aussicht auf Besserung bestand in den ersten Monaten nach dem Krieg auch nicht.
Ganz besonders schwierig war die Lage für Millionen Frauen, die nicht nur die Arbeitsplätze besetzen mussten, auf denen vorher Männer waren. Diese waren millionenfach entweder im Krieg gestorben oder in Kriegsgefangenschaft geraten. Neben der Arbeit und den Sorgen um das tägliche Überleben kommen noch die Kinder hinzu, für die die Mütter jetzt allein verantwortlich sind.
Diese permanente Überlastung führt viele Frauen an den Rand ihrer Möglichkeiten.
Hilfe in Zeiten der Überforderung
In dieser Situation entwickeln Antonie Nopitsch und Elly Heuss-Knapp die Idee des Müttergenesungswerks. Antonie Nopitsch kennt sich mit Hilfsangeboten für Frauen aus. Jahrelang hat sie den Bayrischen Mütterdienst geleitet. Elly Heuss-Knapp war bei der Gründung des Müttergenesungswerks die Ehefrau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss – eine engagierte Liberale, die sich anfangs in der Demokratischen Partei, dann in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und schließlich in der FDP politisch engagierte.
Beide Frauen gründen zusammen das Müttergenesungswerk, das es bis heute gibt.
Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:
- Die Historikerin Ulrike Strerath-Bolz hat eine Biographie über Elly Heuss-Knapp verfasst und beschreibt die erste First Lady der Bundesrepublik.
- Rebekka Rupprecht ist seit Januar 2025 Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks und beschreibt die Entwicklung der Einrichtung in den vergangenen Jahrzehnten.
- Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden- Württemberg, Melcher Franck, beschreibt die neuen Anforderungen bei Hilfen für Eltern – inzwischen dürfen nämlich auch Väter ins Müttergenesungswerk.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die soziale Lage, in der viele Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg steckten.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip beschreibt den Alltag im Müttergenesungswerk Anfang der 1950er Jahre – aus der Sicht der Leiterin einer Einrichtung des Werks.
- Müttergenesungswerk
- Rebekka Rupprecht
- Melcher Franck