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Im Gegensatz zu eigenen Behauptungen unterstützt die AfD ausgerechnet keine Maßnahmen, die Geringverdienenden zugutekommen würden. Ihre Wahlversprechen und neoliberale Politik richten sich eher an Gutverdienende. Imageproblem oder inszeniertes Trugbild?

Das Wahlkampfvideo ist schon älter, aber es vermittelt ein ganz treffendes Bild von der Zielgruppe, die die AfD (vermeintlich) hat. Früh morgens steht ein Mann auf und macht sich auf den Weg zur Arbeit.

Ein hart arbeitender Mann, wohlgemerkt im Karohemd, der sich selbst als Mann, Ehemann, Vater und Industriemechaniker bezeichnet. Es ist genauso klischeehaft, wie es klingt, sagt Nadine Lindner, Korrespondentin in Berlin.

Klischeehaft, populistisch, neoliberal

Politisch fordert die AfD durchaus Maßnahmen, die jenem hart arbeitenden Klischeemann das Leben leichter machen könnten. Sie bemängelt die durch die Inflation gestiegenen Preise genauso wie die hohen Energiepreise, die sich, so die AfD, durch Gasimporte aus Russland verhindern ließen.

Geht es hingegen um tatsächliche politische Entscheidungen, zeichnet sich ein anderes Bild ab, sagt Nadine Lindner. Denn da ist die AfD keineswegs Befürworterin sozialpolitischer Maßnahmen. Ein höherer Mindestlohn oder Subventionen kommen vor allem Geringverdiener*innen zugute, doch davon will die AfD nichts wissen.

"Die AfD setzt sich für Steuersenkungen ein, von denen in erster Hinsicht Besserverdienende profitieren."
Nadine Lindner, Dlf-Korrespondentin in Berlin

Es ist ein sehr neoliberales Bild, das die AfD wirtschaftlich verfolgt, so Nadine Lindner. Hinzu kommt die Betonung des freien Wettbewerbs, in der Umverteilung und bestimmte Sozialleistungen keine große Rolle spielen.

"Zur Anhängerschaft der AfD zählen überproportional viele Menschen, die negativ von dem betroffen wären, was die AfD wirtschaftlich will."
Nadine Lindner, Korrespondentin in Berlin

Wenn die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die die AfD anstrebt, für das Gros der Anhänger*innen unattraktiv ist: Warum wählen dann aber doch so viele Menschen, die selbst nicht so hohe Schulabschlüsse haben oder in nicht so gut bezahlten Jobs sind, die AfD? Nadine Lindners Antwort darauf ist kurz: Es ist und bleibt ein Paradox.

Protestwahl schlägt Wahlprogramm

Laut Nadine Lindner ist und bleibt die AfD in erster Hinsicht eine Protestpartei. Vielen geht es darum, die eigene Unzufriedenheit mit der Politik im Allgemeinen und vor allem mit der Ampelkoalition deutlich zu machen.

Hinzu kommt, dass die Ungleichheit, aber auch die Unsicherheit, was die Zukunft anbelangt, steigt. Das zeigen unterschiedliche Studien (Links dazu finden sich am Ende des Artikels.) Und genau diese Verunsicherung stellt den Nährboden für die AfD.

Shownotes
Sozialpolitik
AfD ist nicht die Partei der "kleinen Leute"
vom 30. Mai 2024
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Nadine Lindner, Dlf-Korrespondentin in Berlin
    Weiterführende Quellen zu dieser Folge: