Vater, Mutter, Kind: An den Feiertagen kommt die Familie geballt zusammen – nicht immer harmonisch. Manche müssen sich davon erholen. Psychotherapeutin Rosalie Weigand weiß, woher der Sozialkater zum Jahresende kommt – und wie er wieder geht.

Mutti stichelt, Papi schweigt und das Geschwisterchen nervt: Nur wenige Minuten mit der engsten Familie können schon massiven Streit auslösen. Da sind gemeinsame Stunden und vielleicht sogar ganze Tage und Nächte zur Weihnachtszeit schon eine echte Herausforderung.

Für das dringende Bedürfnis nach sozialer Ruhe nach den Feiertagen müsse in einer Familie noch nicht einmal etwas schieflaufen, sagt Rosalie Weigand. Sie ist Psychotherapeutin für Verhaltens- und Paartherapie. Sozialkater nennt sich das: "Das ist ein sehr, sehr verbreitetes Phänomen. Das ist einfach dieses geballte Aufeinandersein."

Feiertage und Erwartungen

Der Sozialkater hat auch mit den Erwartungen an das Fest und an die Familie zu tun, erklärt sie. Ein kleiner Sozialkater kann also die Folge der gemeinsamen Weihnachtstage sein, vielleicht sogar ein großer. Die Psychotherapeutin überrascht das nicht.

"Weihnachten ist prädestiniert dafür, dass alte Konflikte wieder hochkommen. Eben weil da ein gewisser Druck ist, dass das besonders schön sein muss."
Rosalie Weigand, psychologische Psychotherapeutin für Verhaltens- und Paartherapie

Die Erwartung an Familienmitglieder sei eben auch eine andere als an Freundinnen und Freunde, erklärt die Psychotherapeutin. Familienmitgliedern gegenüber erwarten wir, dass sie uns besser kennen und weniger Fehler machen: "Die Wünsche sind auch größer, die man emotional an die Familie hat."

Zeit für die Nachbereitung

Problematisch sei es, wenn der Sozialkater nicht nach wenigen Tage vorbeigehe: "Wenn man merkt, dass es einen mehrere Wochen am Stück beschäftigt, dann sollte man sich fragen: Sind das irgendwelche älteren Themen?" Menschen, die bereits wissen, dass sie nach Weihnachten ein bisschen Kontaktarmut brauchen, empfiehlt Rosalie Weigand sorgfältige Planung im Voraus.

Zur Nachbereitung der potentiell sozial-stressenden Weihnachtszeit sollten sich Betroffene Zeit nehmen, die Themen – je nach Typ – gegebenenfalls schriftlich festhalten und mit vertrauten Freundinnen und Freunden darüber sprechen.

"Ich finde es immer sinnvoll, dass man dann erst einmal so zwei, drei Tage für sich nimmt."
Rosalie Weigand, psychologische Psychotherapeutin für Verhaltens- und Paartherapie
Shownotes
Weihnachten
Sozialkater: Zu viel Familie
vom 26. Dezember 2024
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Rosalie Weigand, psychologische Psychotherapeutin für Verhaltens- und Paartherapie