Gemeinsamkeiten zwischen KPD und SPD gab es wenige und das Misstrauen auf beiden Seiten war groß. Und doch gab es Befürworter für den erzwungenen Zusammenschluss zur SPD im Jahr 1946.
Als am 21. April 1946 die beiden Arbeiterparteien, die SPD und die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zwangsweise zusammengeschlossen werden, herrscht bei vielen Funktionären der beiden Parteien Freude.
Endlich, denken und hoffen sie, können die alten Gegensätze über Bord geworfen und ein neuer, sozialistischer deutscher Staat aufgebaut werden. Mit gleicher Vehemenz trauern andere Funktionäre um die Eigenständigkeit ihrer Parteien und sehen keine Basis, um mit der jeweils anderen Partei zusammenzuarbeiten.
"Eine einheitliche Arbeiterbewegung mit nur einer Partei hätte im Reichstag 1933 37,3 Prozent der Sitze gehabt. Die NSDAP – im Vergleich dazu – hatte nur 33,1 Prozent."
Am 1. Januar 1919 wird in Berlin die KPD gegründet. Zu den Gründern gehören so prominente Politiker wie Rosa Luxemburg oder Karl Liebknecht, aber auch viele Angehörige des Spartakusbundes, die in diesen Tagen einen Bürgerkrieg inszenieren. Sie wollen einen sozialistischen Staat nach russischem Vorbild, aber ihr Aufstand wird unter dem Kommando des sozialdemokratischen Reichswehrministers Gustav Noske blutig niedergeschlagen.
In den folgenden Jahren der Weimarer Republik sitzen sowohl die SPD als auch die KPD im Reichstag und beschimpfen sich angesichts der immer stärker werdenden NSDAP einerseits als "Sozialfaschisten" und andererseits als "rotlackierte Doppelausgabe der Nationalsozialisten".
Bei fast allen Wahlen stärker als NSDAP, aber Zusammenarbeit funktioniert nicht
Obwohl beide Parteien zusammen bei fast allen Wahlen stärker sind als die NSDAP, können sie sich nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Ob ein solches Zusammengehen die Übertragung der Macht an Adolf Hitler und die Nationalsozialisten verhindert hätte, ist unklar. Aber erschwert hätte es den Weg zur Macht für die Nazis ganz sicher.
Wiederaufflammen faschistischer Ideologien verhindern
1945 ist die NSDAP entmachtet. Durch die gemeinsame Partei aus SPD und KPD und die damit verbundene "Einheit der Arbeiterklasse" soll nun einerseits ein Wiederaufflammen faschistischer Ideologien verhindert und andererseits der Aufbau des "ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden" ermöglicht werden.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Ulrich Mählert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erläutert die Rolle der SED in den Anfangsjahren der DDR
- Der Historiker Peter Brandt schildert, wie sich Sozialdemokraten nach der Auflösung der SPD verhielten
- Wolfgang Buschfort hat sich mit dem Ostbüro der SPD beschäftigt, das vom Westen aus die Genossen der aufgelösten Ost-SPD unterstützt hat
- Sabine Pannen hat über die SED und ihre Auflösungserscheinungen am Ende der DDR wissenschaftlich gearbeitet und erläutert den Charakter dieser Partei des "demokratischen Zentralismus".
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erläutert das schwierige Verhältnis zwischen SPD und KPD seit den Anfängen der Weimarer Republik
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath blickt auf den 21. April 1946, als SPD und KPD zwangsweise zur SED zusammengeschlossen wurden