Über diese Frage haben sich seit dem frühen 19. Jahrhundert unzählige Theoretiker den Kopf zerbrochen. Eine einheitliche Definition für "Sozialismus" gibt es bis heute nicht. Der Philosoph Axel Honneth versucht in seinem Buch "Die Idee des Sozialismus" eine Neubestimmung.
Axel Honneth vertritt die Ansicht, es sei Zeit für einen Neubeginn. Die jetzigen kapitalistisch dominierten Staatsformen führten zu einem Unbehagen in der Gesellschaft. Einem Unbehagen, das allerdings nicht zwingend die Idee des Sozialismus attraktiv mache, sondern eher richtungslos sei, wie er sagt.
"Daher hat dieses Unbehagen sehr häufig den Charakter eines stummen Unzufriedenseins. Oder man macht aus der Not, die Richtung nicht mehr angeben zu können, eine Tugend - wie etwa die Occupy-Bewegung."
Ähnlich sieht es die Volkswirtin und Franktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht. Dabei räumt sie ebenfalls wie Honneth ein, dass der bereits praktizierte Sozialismus - wie zum Beispiel in der DDR - große Fehler in seinem Gedankengebäude getragen habe: Vollverstaatlichung der Wirtschaft, zentrale Planung und die Missachtung von Menschenrechten zum Beispiel. Doch der Grundpfeiler eines neuen Sozialismus sei für sie inzwischen sehr wohl zu spüren:
"Viele Menschen haben das Gefühl: So wie jetzt sollte es doch nicht bleiben. Das ist ja schon mal eine wichtige Voraussetzung."
Die Politologin Gesine Schwan sieht dabei jedoch Schwierigkeiten angesichts der großen "Unterschiedlichkeit der Menschen".
"Wir versuchen immer mit den unterschiedlichen Potenzialen rechnen zu müssen, die wir in uns haben: den nicht Fürsorglichen, den auf Kosten anderer sich Verhaltenden und denen, die durchaus Freude an der Solidarität haben."
Bei all den hoch theoretischen Denkprozessen könnte man es sich auch ganz einfach machen und den lateinischen Wortstamm von "Sozialismus" heranziehen. Der heißt schlicht und einfach "kameradschaftlich". Doch das wiederum bleibt wohl auch nichts anderes als blanke Gesellschafts-Theorie.