Früher zum Schutz von reisenden Frauen und Mädchen vor Missbrauch gegründet, bieten sie heute Reisenden Orientierung und helfen Obdachlosen mit einer warmen Mahlzeit und sanitären Einrichtungen. 1894 wurde die erste Bahnhofsmission gegründet.
Es sind die Folgen der Industrialisierung, die immer mehr Menschen dazu bringen, nach Arbeit in den schnell wachsenden Städten zu suchen. Meist kommen sie vom Land, wo sie vorher in der Agrarwirtschaft tätig gewesen sind. Unter den Arbeitssuchenden sind auch viele junge Frauen, die mit der Eisenbahn in die Städte kommen, wo sie als Dienstmädchen oder Arbeiterinnen in den neu entstandenen Fabriken arbeiten wollen.
Arbeitsangebote führten oft ins Bordell
Das Schienennetz hat sich von wenigen 100 Kilometern im Jahr 1815 auf mehr als 44.000 Kilometer im Jahr 1890 vergrößert. Überall sind Bahnhöfe entstanden, die aber nicht nur als Umsteige- oder Ankunftsort dienen.
Oft machen obskure Personen den jungen Frauen sogenannte Arbeitsangebote, die aber nicht in irgendeinen Haushalt, sondern in ein Bordell führen. Dagegen hatte sich schon 1877 die Evangelische Union der Freundinnen junger Frauen gegründet. Sie warnten junge Frauen vor den Gefahren, die während einer Bahnreise auf sie lauern konnten und kümmerten sich um sie. 1894 folgte dann die Gründung der ersten Bahnhofsmission in Berlin durch Pfarrer Johannes Burkhardt.
Klebstoff einer funktionierenden Gesellschaft
Seither sind an Bahnhöfen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission tätig. Sie kümmern sich um Menschen, die alleine reisen und hilflos sind, denen das Leben zu schnell und kompliziert geworden ist oder die einfach nur verängstigt in einer großen Stadt ankommen. Sie übernehmen damit eine Aufgabe, die so etwas wie der Klebstoff einer funktionierenden Gesellschaft ist. Ohne die Hilfe der Stärkeren für die Schwächeren würde die Gesellschaft den Zusammenhalt verlieren.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Vorsitzende der deutschen Bahnhofsmission, Bruno Nikles, erläutert Geschichte und Entwicklung der Bahnhofsmission in Deutschland.
- Die Althistorikerin Christine Walde berichtet über Lebenshilfe und soziale Arbeit in der Antike.
- Karin Sturznickel-Holst ist Leiterin der ökumenischen Bahnhofsmission in Kassel und schildert den Alltag in einem deutschen Bahnhof.
- Deutschlandfunk Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der Eisenbahn und der Bahnhöfe in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Esther Körfgen beobachtet die Arbeit der Bahnhofsmission im Berliner Ostbahnhof im Jahr 1894.
Hinweis:
Unser Titelbild zeigt Kriegsheimkehrer vor der Berliner Bahnhofsmission im Schlesischen Bahnhof im Winter 1945/46.
- Der Vorsitzende der deutschen Bahnhofsmission, Bruno Nikles, erläutert Geschichte und Entwicklung der Bahnhofsmission in Deutschland.
- Die Althistorikerin Christine Walde berichtet über Lebenshilfe und soziale Arbeit in der Antike.
- Karin Sturznickel-Holst ist Leiterin der ökumenischen Bahnhofsmission in Kassel und schildert den Alltag in einem deutschen Bahnhof.