Burak Caniperk arbeitet als Streetworker in Berlin-Charlottenburg. Sein Alltag: Meistens eine Achterbahnfahrt. Seine wichtigsten Berufs-Skills: Authentizität und Respekt. Was ihn stört: Dass er sich von Politik und Gesellschaft oft alleine gelassen fühlt.
An der Uni hatte Burak Caniperk ein ganz bestimmtes Bild von seinem späteren Job als Sozialarbeiter: „Ich dachte: Wenn ich hier fertig bin, gehe ich in die Welt und dann helfe ich allen Leuten."
Dass er dieses Bild revidieren musste, hat er nach seinem Abschluss allerdings schnell gemerkt. Als Burak einen Obdachlosen anspricht und seine Hilfe anbietet, fährt der ihn an. "Der hat gesagt: 'Was denkst du, wer du bist? Das ist meine Entscheidung, hier so auf der Straße zu hocken, da hast du nix zu melden.'"
Für Burak war das ein Schock. "Weil ich dachte: Ich bin jetzt hier, um zu helfen. Und du willst meine Hilfe gar nicht?"
Die Begegnung hat ihm gezeigt, dass es viel Geduld und Respekt braucht und dass nicht jeder Mensch Hilfe auf Anhieb annehmen will oder kann.
"Nur weil ich etwas verändern will, heißt das nicht, dass die Gegenseite das auch so will."
Burak Caniperk kommt aus der Nähe von Hanau in Hessen, lebt aber inzwischen in Berlin. Dort arbeitet er bei Outreach Berlin, einer gemeinnützigen GmbH, die mobile Jugendarbeit in den verschiedenen Stadtbezirken anbietet.
Burak ist für Charlottenburg zuständig. "Mein Alltag besteht aus ganz vielen Höhen und Tiefen", sagt er. "Ist immer so ne Achterbahnfahrt." Manchmal führt Burak ein super Beratungsgespräch, hat ein gutes Gefühl. "Und am nächsten Tag ist dann alles wieder anders."
Dann war der Jugendliche doch wieder mit den "falschen Freunden" auf einer Party, hat die Bewerbung doch zerrissen und keinen Bock mehr. Höhen und Tiefen, die ein Sozialarbeiter aushalten muss, sagt Burak.
"Immer wieder da zu sein und zu sagen: Hey, wir versuchen es in sechs Wochen oder Monaten nochmal."
Bei seiner Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen helfen Burak auch seine eigenen Erfahrungen. Burak hat als junger Erwachsener selbst extrem viel gekifft, wusste lange nicht, was und wohin er möchte. Heute kann er daraus Authentizität für seinen Beruf ziehen. "Ich kann sagen: Vertrau mir, ich hab das durchgemacht, ich kann sehr gut mit dir fühlen."
"Was willst du dir von jemandem erzählen lassen, wie das Leben läuft, dem du nicht mal vertraust?"
Als in der Silvesternacht Jugendliche und junge Erwachsene vor allem in Berlin randalieren, Polizei und Rettungskräfte angreifen, entsteht eine Debatte darüber, woher diese Jugendgewalt kommt und welche Rolle Integration dabei spielt. Burak findet das oft heuchlerisch. "Ich fühl mich oft alleine gelassen, von Gesellschaft und Staat", sagt er. "Es gibt so viele sozialarbeiterische Konzepte, die aber einfach nicht finanziert werden." Und: "Es wäre schön, wenn man sich so Themen auch mal annimmt, bevor es kracht."
"Ich find es heuchlerisch zu sagen: Diese Jugendlichen sind ein Problem. Eigentlich müsste es doch heißen: Unsere Jugendlichen haben ein Problem."
Was Burak sich für seine Arbeit als Sozialarbeiter wünschen würde, wie Hiphop und Rap ihm helfen, auf Kids zuzugehen und welches hessische Wort er am häufigsten benutzt, hört ihr im Deep-Talk-Podcast.
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