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Lisa hat mit Verlustängsten zu kämpfen – und darum oft das Gefühl, sich bei nahestehenden Personen entschuldigen zu müssen, damit sie sie nicht verliert. Psychologe Boris Bornemann erklärt, woher häufiges Entschuldigen kommt und wie wir es vermeiden können.

In ihrer Kindheit bekommt Lisa oft das Gefühl vermittelt: Du bist schuld. Auch deshalb begleiten sie bis heute große Verlustängste und das Gefühl, sich immer sofort entschuldigen zu müssen, wenn sie glaubt, einen Fehler gemacht zu haben.

Auf keinen Fall enttäuschen

Dieses Bedürfnis beschleicht Lisa vor allem in Situationen, in denen sie nahestehende Menschen nicht enttäuschen will oder fürchtet, dass diese ein schlechtes Bild von ihr haben könnten. Aber auch im Arbeitskontext ertappt sie sich immer wieder dabei, sich grundlos zu entschuldigen.

"Ich entschuldige mich nicht, weil ich denke, die andere Person erwartet das von mir, sondern weil ich tatsächlich das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben."
Lisa Hartmann, Psychologiestudentin

In diesen Momenten kommen Lisa die Entschuldigungen alles andere als grundlos vor: Sie fühlt sich dann tatsächlich schuldig. Sie selbst studiert Psychologie und macht seit vier Jahren eine Psychotherapie. Dabei hat sie sich auch lange und intensiv damit beschäftigt, warum sie sich so oft entschuldigt.

Lisa Hartmann
© von privat
Lisa hat sich früher ständig entschuldigt – doch in den letzten Jahren hat sie gelernt, sich auch bewusst dagegen zu entscheiden

Heute kann Lisa sehr viel besser mit dem Gefühl, sich immer wieder entschuldigen zu müssen umgehen, als noch vor ein paar Jahren. Geholfen hat ihr, sich in solchen Situationen bewusst zu fragen: Muss ich mich gerade wirklich entschuldigen? Warum verspüre ich das Bedürfnis? Wie wird der andere wohl reagieren?

Denn sie hat in ihrem Umfeld oft die Erfahrung gemacht, dass die andere Person gar keine Entschuldigung erwartet, sondern Verständnis für ihre Situation und ihre Beweggründe hat.

Grund ist oft niedriges Selbstwertgefühl

Boris Bornemann ist Diplom-Psychologe. Er erklärt, dass hinter häufigem Entschuldigen oft ein niedriges Selbstwertgefühl steckt. Denn mit der Entschuldigung drücken die Personen aus: Ich fühle mich nicht wohl, ich bin nicht richtig so wie ich bin.

"Sich häufig zu entschuldigen führt dazu, dass das niedrige Selbstbewusstsein zementiert wird. Denn dadurch gebe ich mir immer weiter das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben."
Boris Bornemann, Diplom-Psychologe

Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein und wurzeln oft in der Kindheit oder Jugend. Das Problem ist aber: Die Entschuldigungen führen dazu, dass das niedrige Selbstbewusstsein oft auch niedrig bleibt. Denn damit vermitteln wir uns selbst den Eindruck, dass unsere Verhaltensweisen, Gefühle oder Meinungen eben falsch sind.

"Eine Möglichkeit eine Entschuldigung zu ersetzen, ist eine Frage zu formulieren. Also anstatt "Entschuldige, dass ich eine Frage stelle" zu sagen: "Darf ich dir eine Frage stellen?""
Boris Bornemann, Diplom-Psychologe

Boris Bornemann rät deshalb dazu, das eigene Selbstbewusstsein bewusst zu stärken. Das kann mit Meditationsübungen sein, aber auch mit gezielten Fragen. In einer Situation, in der wir das Bedürfnis verspüren uns zu entschuldigen zu müssen, sollten wir erst einmal innehalten und die Situation bewerten.

Wie Lisa es geschafft hat, sich öfter gegen Entschuldigungen zu entscheiden und welche Tipps Psychologe Boris Bornemann für solche Situationen hat, hört ihr in dieser Ab 21.

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Shownotes
Sorry, Sorry
Warum wir uns zu oft entschuldigen
vom 15. März 2022
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartnerin: 
Lisa Hartmann, Psychologie-Studentin
Gesprächspartner: 
Boris Bornemann, Psychologe