Bis zu ihrem 18. Lebensjahr war Sophie Jones (25) Mitglied der Zeugen Jehovas. Die Angst, Jehova zu enttäuschen, hat ihr ganzes Lebens bestimmt. Irgendwann hat sie den Druck nicht mehr ausgehalten.
Hirtenbesuch. So werden die Besuche von Gemeindeältesten genannt, die dann anstehen, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft eine Sünde begangen hat oder schwach im Glauben ist. Sophie Jones hatte einige solcher Hirtenbesuche. Die Ältesten sollten ihr dann dabei helfen, von ihren Sünden gereinigt zu werden.
"Wenn du Sünden begehst, musst du die gestehen. Wenn dich jemand drauf anspricht, musst du alles offenlegen, dein komplettes Intimleben wird mit den Ältesten in der Versammlung besprochen.“
Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Glaubensgemeinschaft mit weltweit rund acht Millionen aktiven Mitgliedern. In Deutschland leben rund 160.000.
Sophie Jones, geboren bei Zwickau in Sachsen, wächst innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft auf. Bestimmt wird das Glaubensleben von der Überzeugung, dass der Weltuntergang bald ansteht und nur gerettet wird, wer auserwählt ist - und die Zeugen Jehovas verstehen sich als die Auserwählten. Deshalb gehen sie von Tür zu Tür, um möglichst viele Menschen von ihrem Glauben zu überzeugen.
"Theoretisch sollte man mindestens ein mal im Jahr bei jedem Wohnungsinhaber klingeln und mit dem sprechen."
Die Angst davor, schwach im Glauben zu sein, kein "guter Zeuge" zu sein und Gott zu enttäuschen, hat Sophies Leben bis zu ihrem 18. Lebensjahr bestimmt. "Das war für mich immer der Lebensinhalt: Gott zu gefallen", sagt Sophie heute. Und dieser Druck hat sie irgendwann psychisch kaputt gemacht: "Bei mir war das dann immer so ein Auf und ab: Ich hab gezweifelt, dann habe ich mich super schlecht gefühlt, weil ich gezweifelt habe."
Als Jugendliche fängt sie an, ein Doppelleben zu führen: Sie verstößt gegen die Regeln der Glaubensgemeinschaft, sucht sich Freundinnen und Freunde außerhalb der Zeugen Jehovas. Und sie merkt immer stärker, dass sie kein solches Leben führen möchte.
"Diese ganzen Glaubensgrundsätze, auf denen ich mein Leben aufgebaut hatte – da habe ich gemerkt: Die funktionieren nicht."
Als sie den Kontakt zu ihrem Vater, der von der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde, abbrechen soll, beschließt sie, auszusteigen. Heute, sieben Jahre nach ihrem Ausstieg, versucht sie, andere für das Thema zu sensibilisieren. Für Sophie Jones sind die Zeugen Jehovas ganz klar eine Sekte, die ihre Mitgliederinnen und Mitglieder manipulieren.
Über ihre Geschichte hat sie ein Buch geschrieben: "Erlöse mich von dem Bösen: Meine Kindheit im Dienste der Zeugen Jehovas".
"Was die Organisation mit den Mitgliedern macht, ist eine Gefahr."
Im Deep Talk erzählt sie außerdem von ihrem Neuanfang und ob sie heute noch an einen Gott glaubt.
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