Polarlichter über Hessen, Sachsen und Thüringen? Das Phänomen wird 2024 in unsere Breiten voraussichtlich noch häufiger. Der Astrophysiker Michael Büker erklärt, woran das liegt.
An einigen Orten in Mitteleuropa sind in den vergangenen Tagen Polarlichter zu sehen gewesen – bei klarem Himmel abseits großer Städte oder vom Flugzeug aus. Hierzulande gelten diese Lichter bislang als eher selten, aber wir könnten sie künftig öfters sehen.
Leuchten in der Nähe der Pole
Polarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen, erklärt der Astrophysiker Michael Büker. Dann gewinnen die Elektronen in den Atomhüllen an Energie. Wenn sie diese Energie mit der Zeit wieder abgeben, senden sie dabei Licht aus.
Polarlichter treten deswegen in relativer Nähe zu den magnetischen Polen auf, weil die geladenen Teilchen, welche die Sonne aussendet, dort mit größerer Wahrscheinlichkeit in die Erdatmosphäre eindringen können.
"Der magnetische Nordpol bietet sozusagen ein Einfallstor für den Sonnenwind, ein bisschen wie ein Trichter."
Anderenorts ist das Magnetfeld der Erde so geformt, dass die Teilchen schon im All abgelenkt werden, und gar nicht erst auf die Luft treffen. Nur ein besonders starker Sonnensturm kann so große Teilchenströme auslösen, dass das Erdmagnetfeld quasi eingedellt wird, sagt der Astrophysiker. Dann gelangen auch über Mitteleuropa einige der geladenen Teilchen in die Lufthülle der Erde – und erzeugen eben Polarlichter.
11-jähriger Sonnenzyklus
Die Sonnenaktivität folgt einem 11-Jahres-Zyklus. Sie ist alle 11 Jahre besonders ruhig, hat kaum Sonnenflecken. In dieser Phase treten nur wenige Sonnenstürme und Ausbrüche von geladenen Teilchen auf. Über fünfeinhalb Jahre steigert sich die Aktivität dann bis zu einem Maximum mit rund 150 bis 250 Sonnenflecken und häufigeren Sonnenstürmen.
"Im Jahr 2020 hatten wir das letzte Minimum. Das heißt, wir kommen aktuell wieder in eine besonders aktive Zeit.
Das letzte Minimum der Sonnenaktivität lag im Jahr 2020. Vor allem im Lauf des Jahres 2024 ist nun also mit besonders starker Sonnenaktivität zu rechnen, sagt Michael Büker.
Langsame Lichtbewegungen
Bei uns auf der Nordhalbkugel der Erde heißt dieses Lichtphänomen übrigens Aurea borealis, auf der Südhalbkugel Aurora australis. Und wenn ihr euch dabei eine Art Lichtgewaber vorstellt, dann habt ihr Zeitrafferaufnahmen im Kopf. In echt bewegt sich Polarlicht nämlich langsam, sagt Michael Büker, über Stunden hinweg. Inzwischen lässt sich das Phänomen übrigens auf die nächsten 30 Minuten vorhersagen, ergänzt er.