Falls ihr Songtext googelt, landet ihr vermutlich oft direkt bei der Suchmaschine Google. Toll, dass der Konzern so viele Lyrics für uns parat hat. Doch anscheinend hat er sie geklaut, behauptet zumindest die Konkurrenz. Genius will Google beim Klauen erwischt haben, und zwar mithilfe von Apostrophen, so unsere Reporterin Martina Schulte.
Genius ist eine Songtext-Datenbank, die Lyrics ins Netz stellt und schon lange vor dem Google-Konzern in das Suchgeschäft mit Songtexten eingestiegen ist. Im Wall Street Journal behauptet Genius, dass Google bei ihnen Lyrics geklaut habe. In über hundert Fällen soll Google Lyrics kopiert und als eigenen Inhalt veröffentlicht haben, so unsere Reporterin Martina Schulte. Bei Google tauchen viele Songtexte direkt in einer kleinen Box auf.
"Genius will Google beim Kopieren der 'eigenen Lyrics' erwischt haben."
Genius will Google beim Kopieren der Lyrics quasi auf frischer Tat ertappt haben und hat wohl Beweise dafür. Denn die Firma will die "eigenen" Songtexte, also die Lyrics auf der Plattform, mit einer Art geheimen digitalen Wasserzeichen versehen haben.
Ertappt per Apostroph
Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Nur clever. Es gibt zwei verschiedene Apostroph-Arten im Schriftbild: Zum einen das gerade Apostroph mit dem Unicode 2019. Zum anderen das das Curly-Apostroph mit dem Unicode 0027. Dieses leicht geschwungene Apostroph benutzen wir zum Beispiel in Deutschland. Mit dem Unicode wird Schriftzeichen ein digitaler Code zugewiesen, um einen internationalen Standard zu schaffen.
Red Handed - erwischt!
Genius will bei den Lyrics die beiden Apostroph-Arten abgewechselt haben - mit System. Denn in der Abfolge ist ein Morse-Code versteckt, der die Worte "Red Handed" ergibt - also erwischt. So kann Genius nachvollziehen, ob ein Text von der eigenen Seite kopiert und zum Beispiel als Inhalt bei Google veröffentlicht wurde.
Genius kämpft nicht zum ersten Mal gegen Google. 2016 landete der Songtext von "Panda" des Rappers Desiigner auf Google. Der Song war schwer verständlich und die Lyrics waren von Desiigner exklusiv an Genius übergeben worden. Laut dem Wall Street Journal ist 2016 auch das Jahr, in dem Genius einen Rückgang der Besucherzahlen verzeichnen musste.
"Google sagt, die Songtexte in den Infoboxen kämen von einem Drittanbieter und nicht von Google selbst."
Google will die Vorwürfe prüfen. Man nehme das Urheberrecht sehr ernst. Die Songtexte in den Infoboxen kämen von einem Drittanbieter und nicht von Google selbst. Der Drittanbieter ist LyricFind, die Konkurrenz von Genius. LyricFind erklärte, man habe keine Songtexte von Genius genutzt. Das heißt, es ist erst einmal an Google zu prüfen, woher ihre Inhalte kommen und das auch transparent zu machen.