Viele von uns zieht der Mond magisch an. Wenn er dann noch sehr niedrig steht und wie eine riesige Kugel über dem Horizont schwebt, zieht er uns besonders in seinen Bann. Bei all dem Romantik-Feeling fragen sich viele: Was steckt dahinter? Denn der Mond ist ja eigentlich immer gleich groß.

Wenn die Erdachse so geneigt ist, dass die Nordhalbkugel tagsüber der Sonne zugewandt ist, ist bei uns Sommerzeit. Die Tage sind dann länger als die Nächte und die Temperaturen steigen dank der längeren Sonneneinstrahlung.

Je höher die Sonne, desto niedriger der Vollmond

Der Vollmond hingegen steht der Sonne immer genau gegenüber. Er erreicht normalerweise gegen Mitternacht seinen höchsten Stand. Steht in den Sommermonaten die Sonne von uns aus gesehen aber besonders hoch am Himmel, steht dann der Vollmond entsprechend besonders niedrig.

"Anfang Juni waren das nur 10,5 Grad über dem Horizont", erklärt Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Michael Büker. Je näher wir an die Sommersonnwende heranrücken, desto niedriger steht der Vollmond über dem Horizont.

Großer Mond ist optische Täuschung

Und dass der Mond gerade so groß aussieht, liegt nicht daran, dass er uns gerade etwas näher steht. Im Vergleich zur Distanz zwischen Erde und Mond ist dieser kleine Entfernungsunterschied so gering, dass er nicht ins Gewicht fällt. Vielmehr liegt das an einer optisches Täuschung, die durch die Nähe des Mondes zum Horizont erzeugt wird.

"Warum unser Gehirn das macht, darüber wird in der Psychologie seit Jahrzehnten lebhaft gestritten. Vielleicht kommt es daher, dass wir Größen sehr unterschiedlich einschätzen, je nachdem wie weit wir nach oben schauen."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Aktuell wird der Mond auch als Erdbeermond bezeichnet. Das hat nicht mit der Farbe, sondern mit dem Monat Juni zu tun. In diesem Monat ist die Haupterntezeit für Erdbeeren.

Farbiger Mond

Manchmal sieht der Mond auch farbig aus. Das liegt an unserer Erdatmosphäre, erklärt Michael Büker. Das Licht, das der Mond abstrahlt, ist nichts anderes als reflektiertes Sonnenlicht.

"Der Begriff 'Honigmond' soll damit zu tun haben, dass der besonders niedrig stehende Mond manchmal eine gelbliche Färbung zeigt. Insgesamt sind diese Begriffe und ihre Herkunft aber schwierig zu belegen."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Das weiße Sonnenlicht ist ja aus allen Farben des Regenbogens zusammengesetzt. Aber je weiter es durch die Luft in unserer Erdatmosphäre läuft, desto mehr verliert es von seinem blauen Anteil, denn der wird bevorzugt von den Luftmolekülen abgelenkt. Wenn der Mond tief am Horizont steht, läuft sein Licht besonders weit durch die Atmosphäre, und wird deshalb rot.

Auch Luftverschmutzung lässt Mond anders aussehen

Ein weiterer Grund kann allerdings auch Luftverschmutzung sein: Auch Staubteilchen oder Ruß blockieren hauptsächlich blaues Licht, sodass mitunter sogar die Sonne komplett rot erscheinen kann, so wie jüngst in New York, das vom Qualm der Waldbrände in Kanada eingehüllt ist.

Shownotes
Sommersonnwende
Warum der Vollmond nur knapp über dem Horizont steht
vom 11. Juni 2023
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist