Sven-Christian Kindler ist 31 Jahre alt und sitzt für die Grünen im Bundestag. Er ist haushaltspolitischer Sprecher, Pfadfinder und hört Die Ärzte und Tocotronic. Im DRadio-Wissen-Sommerinterview spricht er über seine politischen Visionen.
Integration
Die Probleme, die mit der Unterbringung und Integration von Geflüchteten entstehen, sieht Sven-Christian Kindler vor allem als Chance, genau hier Verbesserungen vorzunehmen, die längst fällig waren. Wenn jetzt durch diese Probleme mehr in Wohnungsbau und gute Bildung investiert werde, käme das nicht nur den Geflüchteten zugute, sondern allen, die hier leben.
"Die Geflüchteten haben deutlich gemacht, dass es ein großes Defizit bei Investitionen gibt: im Wohnungsbereich, im Krippenbereich, bei Schulen, bei guter Bildung, bei der Arbeitsmarktintegration hat der Staat in den letzten Jahren viel zu wenig investiert."
Um das zu finanzieren, will Sven-Christian Kindler vor allem die Topverdiener wieder mehr in die Pflicht nehmen. Für Vermögende ist Deutschland ein Niedrigsteuerland, sagt er.
"Im internationalen Vergleich zahlen Millionäre in Deutschland viel zu wenig Steuern, deswegen wollen wir Grüne, dass sich Vermögende wieder gerechter an der Finanzierung von gesellschaftlichen Aufgaben beteiligen."
Innere Sicherheit
Die Ereignisse des Sommers haben natürlich auch Sven-Christian Kindler nicht kalt gelassen. Und er kann verstehen, dass viele Menschen jetzt Angst, Sorgen und ein erhöhtes Bedürfnis nach Schutz haben. Aber er weist auch auf die Dimensionen hin. Denn jeden Tag, so sagt er, gäbe es drei Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Darüber spreche aber kaum jemand, und das würde die Debatte verzerren. Man dürfe die Diskussion nicht nur auf den islamistischen Terror beschränken.
"Wenn man sich die Dimensionen in Deutschland anguckt, dann haben wir schon seit Jahren ein großes Problem mit Terror von rechts, worüber kaum jemand spricht."
Sven-Christian Kindler glaubt nicht, dass wir für mehr innere Sicherheit etwas opfern müssen. Im Gegenteil. Denn genau das sei das Ziel des IS - und die Rechtspopulisten seien mit ihren pauschalen Verurteilungen von Muslimen nur "billige Handlanger". Wenn also jetzt die persönlichen Freiheiten eingeschränkt würden, dann hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht.
"Es ist zentral gerade das zu verteidigen, was unsere Gesellschaft ausmacht: Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit."