Feministischer Akt? Rebellion gegen gesellschaftliche Konventionen? Wie auch immer: Manche Frauen heiraten sich selbst. Sologamie ist seit einiger Zeit vor allem in den USA und Großbritannien ein Trend.
Erstmal für den Überblick:
- Wer eine Person liebt und treu ist, ist monogam.
- Wer mehrere Menschen liebt, ist polyamorös.
- Wer mehrere Menschen heiratet, ist polygam.
- Und wer sich selbst heiraten will, ist sologam.
Das brasilianische Top-Model Adriana Lima zum Beispiel hat sich als sologam geoutet:
Das Phänomen ist gar nicht so neu. In einem Artikel von 1993 wird von Linda Baker berichtet, die sich zu ihrem 40. Geburtstag selbst geheiratet hatte – mit Brautkleid, sieben Brautjungfern, großer Feier und 75 Gästen. Lindas Story war dann die Vorlage für den Film "I Me Wed" aus dem Jahr 2007, der genau das thematisiert.
"So richtig angekommen in der Popkultur ist die Sologamie durch die Serie 'Sex and the City'. Da beschließt Carrie, also Sarah Jessica Parker, sich selbst zu heiraten."
Bisher heiraten sich wohl nur Frauen selbst - meistens aus den USA und Großbritannien. Jedenfalls ist noch von keinem sologamen Mann bekannt.
Bei der Sologamie geht um das Bekenntnis, sich selbst zu lieben, zu achten und seine tiefsten Bedürfnisse kennenzulernen. Und dann kann Selbstheirat aber auch ein großes Fest sein: mit Ring, teurem Brautkleid und Hochzeitstorte. Andere Frauen vollziehen die Einzelhochzeit privat und für sich alleine.
Agenturen wittern ein Geschäft
Ein paar Agenturen bieten an, die Selbst-Heirat zu organisieren. Die Seite Self-Marriage Ceremonies bietet zum Beispiel einen zehnwöchigen Kurs á 200 Dollar an, um Frauen auf die Selbst-Heirat vorzubereiten.
"Finde den direkten Weg zu deinem Herzen und werde eins mit dir."
Auf der Seite Imarriedme.com gibt es das Einsteiger-Paket samt Silberring und Karten für die Hochzeitsgelübde für 50 Dollar.
Warum macht frau das ?
Das wird im Netz viel diskutiert. Manche der Frauen wollen damit einfach ausdrücken: Zur Hölle mit dem Patriarchat. Es soll also eine Botschaft sein an die Gesellschaft, in der das Alleinsein von Frauen immer noch stigmatisiert wird.
Andere Frauen sehen das aber auch als feministischen Akt der Rebellion. Die Philosophin Rita Molzberger von der Uni Köln sieht das hingegen völlig anders.
"Letztlich führt das vielleicht gar nicht zu Emanzipation, wenn ich auch Ehe mit mir selbst führen darf, sondern vielleicht zu neuen Unterwerfungen, etwa unter die gesellschaftlichen Konventionen."
Molzberger empfiehlt eher, das Verhältnis zur Welt und zu anderen aktiv zu gestalten anstatt sich zurückzuziehen auf eine Position mit sich selbst.
Übrigens: Die Sologamie führt zu keinen rechtlichen und steuerlichen Vorteilen – sie ist nicht anerkannt.