Die Idee von "Sofar" ist super: Mit der App könnt ihr Tickets für unbekannte Bands buchen und euch dann Überraschungskonzerte anschauen. Das Problem: "Sofar" behandelt die Musiker gar nicht so gut.
Mehr als eine Million Menschen haben sich über die App "Sofar" schon Wohnzimmerkonzerte angesehen, in 430 Städten weltweit ist das möglich. Das Konzept funktioniert also, und das Start-up-Unternehmen aus London hat für seine Idee gerade 25 Millionen Dollar Risikokapital eingesammelt.
Ganz genau funktioniert Sofar so: Wenn ihr Bock auf ein Überraschungskonzert habt, guckt ihr in die App, wann was in eurer Nähe stattfindet. Dann bewerbt ihr euch online um Tickets. Wenn ihr einen der begrenzten Plätze bekommt, erfahrt ihr einige Tage vor der Show per Mail, wo das Konzert stattfindet und wer eigentlich spielt.
"Egal wo auf der Welt, es spielen immer drei Live-Acts, jeweils ungefähr eine halbe Stunde. Derzeit gibt es über 600 solcher Sofar-Konzerte in 430 Städten weltweit."
Der Clou ist: Ihr könnt sogar selbst Ausrichter eines Konzertes werden und die Bands zu euch ins Wohnzimmer einladen. Ein Mini-Wohnzimmer oder die WG-Küche reichen allerdings nicht aus. Es müsste schon die fette Dachterrasse, die hippe Werkstatt oder ein stylisher Geräteschuppen sein. "Ihr müsstet das allerdings auf freiwilliger Basis tun", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. "Denn außer, dass ihr über Sofar versichert werdet, bekommt ihr für das Konzert selbst kein Geld."
100 Dollar für einen Auftritt
Dieses "kein Geld" scheint allerdings Programm bei "Sofar" zu sein. Denn auch die Bands selbst werden nicht reich durch diese Auftritte: "Sofar zahlt jeder Band manchmal nur ungefähr 100 Dollar für ein 25 Minuten Set", sagt Martina Schulte. Der "Sofar"-Chef Jim Lucchese findet das fair. Bands, die zum ersten Mal dabei sind, bekommen nur ein Video. Als Dankeschön.
"Sofar" hingegen macht pro Auftritt gut Kasse: 15 bis 30 Dollar zahlen die User für ihr Ticket, laut Techcrunch verdient "Sofar" pro Konzert bis zu 1600 Dollar.
"Bei so einem Geschäftsmodell kommt einem sogar Uber fast vor wie die Heilsarmee."
Inzwischen gibt es den Hashtag #BoycottSofarSounds. So richtig in Fahr gekommen ist der aber nicht, auch wenn sich inzwischen viele enttäuschte Bands zu Wort melden, wie schlecht sich "Sofar" um sie gekümmert hätte. "Ich könnte mir vorstellen, dass es immer eine Hobbyband gibt, die das Spiel gerne mitmacht, weil sie unbedingt auftreten und neue Fans finden will", vermutet Martina Schulte. Und vielleicht ist es auch den Zuhörern egal, ob die Band irgendeine faire Gage bekommt.