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Mit Freunden abhängen, ins Café gehen oder auf Partys – das gibt vielen ein gutes Gefühl. Manchmal brauchen wir aber auch eine Pause. So geht es Alina öfter. Die Psychologin und Psychotherapeutin Eva Elisa Schneider erklärt, welche Faktoren einen Sozialkater begünstigen und wie wir ihn verhindern können.

Eine Veranstaltung voller Menschen kann einen so richtig verkatern – obwohl man keinen Tropfen Alkohol getrunken hat. Zu viel gesmalltalked, gelächelt, von Person zu Person geschwirrt. Am nächsten Tag fühlt man sich ausgepowert.

Alina (26) kennt dieses Gefühl. Sie arbeitet als Veranstaltungskauffrau im Event-Bereich und hat täglich mit sehr vielen Menschen zu tun. Nebenbei engagiert sie sich ehrenamtlich auf Musik-Festivals. "Sozialkater" nennt sie es, wenn es ihr mal wieder alles zu viel wird und sie Zeit für sich braucht.

"Sozialkater, das ist, wenn man am Wochenende viel unterwegs war, viel unter Leuten war, und sich dann erschöpft fühlt."
Alina, begegnet immer wieder ihrem "Sozialkater"

Bei so einem Musikfestival-Einsatz kann es durchaus vorkommen, dass sich Alina irgendwann lieber an den Rand stellt statt mittenrein, obwohl sie eigentlich gerne mitfeiert, wie sie erzählt. Wenn der Kopf ganz voll ist, zieht sie sich zurück, spaziert übers Gelände oder geht in den ruhigeren Backstage-Bereich.

Zurück zu Hause lässt sie sich dann gern ein wenig von ihrem Freund umsorgen, betreibt Selfcare, schaut eine schöne Serie, isst was Leckeres.

"Einerseits mag ich es total, unter vielen Leuten zu sein und mit ihnen zu interagieren. Ich bin dann aber auch wieder irgendwann froh, zu Hause zu sein, wo keiner irgendwas von einem möchte."
Alina

Alina versucht mit ihren Freunden offen darüber zu reden, wenn sie gerade in einer Phase ist, in der sie lieber für sich bleibt. "Die meisten verstehen das auch", sagt sie.

Was die Psychotherapeutin rät

"Sozialkater", das ist ein Begriff geworden für ein Gefühl, das viele Menschen spüren, meint Eva Elisa Schneider, Psyschotherapeutin und Expertin für mentale Gesundheit am Arbeitsplatz.

Sie findet es ganz normal, dass wir immer mal wieder Zeit für uns brauchen, um uns zu regenierieren, auch wenn wir die Zeit mit anderen Menschen durchaus genießen.

"Das liegt einfach in der Natur der Sache, dass wir als Menschen miteinander interagieren und nicht komplett isoliert alleine unser Leben führen – und das manchmal natürlich etwas zu viel werden kann."
Eva Elisa Schneider, Psyschotherapeutin

Dabei sei es schon eine Typfrage, wie schnell oder stark uns soziale Interaktionen erschöpfen: Extrovertierte Menschen gewinnen Energie durch soziale Kontakte, introvertierte Menschen kostet das mehr Kraft, so die Expertin.

Es kann aber auch von der Situation abhängen, wie leicht oder schwer es uns fällt, unter Menschen zu sein: Wohler fühle man sich vielleicht in Runden, die sehr vertraut sind, unter Freunden oder Familie. "Wohingegen vielleicht große Veranstaltungen oder Events, wo wir mit vielen verschiedenen Menschen zu tun haben, uns eher entladen", sagt Eva Elisa Schneider.

"Wenn wir bei der Arbeit sind, hat das ja ein gewisses Regelwerk, und man kann da nicht immer seinen Bedürfnissen folgen."
Eva Elisa Schneider, Psyschotherapeutin

Freundlich sein, obwohl wir eigentlich müde sind, unter Menschen sein, obwohl uns vielleicht im Moment gar nicht danach ist: Bei der Arbeit können wir nicht immer unseren Bedürfnissen folgen, sagt die Psyschotherapeutin. Und das kann uns erschöpfen.

Jeder kennt seine eigenen Signale

Wenn wir nicht mehr richtig bei der Sache sind, am liebsten fliehen würden oder vielleicht müde werden, können das Signale sein, die uns zeigen, dass unsere Batterie fast leer ist. Erschöpfung und das Bedürfnis nach sozialem Rückzug nennt das Eva Elisa Schneider.

Auch die Tagesform kann entscheiden, wie gut wir im Umgang mit anderen sind und wie viel Energie wir haben. Leiden wir unter Stress, Druck oder Konflikten, fällt es uns womöglich noch schwerer als sonst, anstrengende soziale Situationen zu meistern.

"Diese kleinen Minipausen über den Tag hinweg zu schaffen, ist schon wichtig."
Eva Elisa Schneider, Psyschotherapeutin

Vorbeugen könne man so einem Sozialkater, wenn man sich immer wieder kleine Pausen schafft, in denen man Luft holen kann, sagt die Psyschotherapeutin. Und wenn es nur ein paar Minuten zusätzlich auf dem Klo sind, wo wir unsere Ruhe haben.

Und wenn wir in die Phase der Entspannung kommen, da "muss man einfach wirklich gut in sich rein spüren: Was ist das, was ich gerade brauche?" Manche wollen dann einfach nur ein Buch lesen, ein Bad nehmen oder Musik hören. Andere laden ihre Batterie wieder auf, indem sie Sport machen oder einen Spaziergang. "Da muss jeder so seinen eigenen Weg finden", meint Eva Elisa Schneider.

Mehr Qualität statt Quantität

Ganz generell hat die Psychotherapeutin den Tipp, beispielsweise auf Veranstaltungen lieber mit wenigen Menschen tiefere Gespräche zu führen als sehr viele verschiedene, von denen man am Ende gar nichts mehr wisse. Das koste uns nämlich weniger Energie. Und auch emotional bleibe so mehr hängen als nach massenweise Smalltalk.

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Shownotes
Social Hangover
Wenn wir eine Pause von anderen brauchen
vom 05. Juli 2024
Moderatorin: 
Caro Nieder
Gesprächspartnerinnen: 
Alina Kripko, will nach dem Feiern niemanden hören und sehen
Eva Elisa Schneider, Psychologin und Psychotherapeutin