60 Tage strenge Bettruhe für 18.000 Euro: Corinna hat bei so einer Studie mitgemacht. Die Ergebnisse sollen Astronautinnen und Astronauten helfen – am Ende hatte Corinna selbst eine Erkenntnis.

Zwei Monate lang müssen die Proband*innen einer Bettruhestudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im Auftrag der NASA liegen – und das durchgängig. 60 Tage dürfen sie nicht aufstehen, sich nicht mal aufrichten. Duschen? Aufs Klo gehen? Alles im Liegen.

Fürs im Bett Liegen bezahlt werden klingt chillig, aber auf der Forschungsstation werden nicht den ganzen Tag Nickerchen inmitten eines Bergs kuscheliger Kissen gemacht.

Bettruhestudie nicht so gemütlich wie sie klingt

Größter Komfortkiller: Der Kopf muss beim Liegen leicht nach unten geneigt sein, Beine und Füße sind also etwas höher. Kopftieflage heißt das.

"Mein Körper hat lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen."
Corinna, Teilnehmerin einer Bettruhestudie

Corinna hat die letzte Bettruhestudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mitgemacht. Ihr Körper hat lange gebraucht, um sich an die ungewöhnliche Liegeposition zu gewöhnen. Mit Schlafen war erstmal nichts.

Wozu das Ganze? Für die Wissenschaft! Menschen wie Corinna helfen Forschenden dabei, Lösungen für Probleme in der Raumfahrt zu finden.

Wenn Astronaut*innen für längere Zeit im All sind, kann nach dem Landen ihre Koordination gestört sein. Ihnen wird dann zum Beispiel schwindelig oder sie stolpern.

Astronaut*innen wird nach dem Landen schwindelig

Das liegt daran, dass sich in der Schwerelosigkeit die Körperflüssigkeiten verschieben. Außerdem bauen Muskeln und Knochen bei längerer Zeit im All ab.

Noch ist das kein großes Problem: Wenn Astronaut*innen auf der Erde landen, werden sie gleich von einem Team umsorgt, das ihnen mit allem hilft.

In Zukunft könnten sie aber auf sich allein gestellt sein, zum Beispiel, wenn eine Marslandung klappt. Auf dem Mars wartet kein Team auf sie.

Tests sollen bei Koordinationsstörungen helfen

Forschende überlegen, was Astronaut*innen während der Reise machen können, um den Koordinationsstörungen vorzubeugen. Das können spezielle Übungen oder elektrische Impulse für die Muskeln sein.

Um herauszufinden, was wirkt, braucht es Testpersonen. Corinna ist eine von ihnen.

Bettruhestudie simuliert Schwerelosigkeit

Dabei wird der Körper in eine Situation gebracht, die der von Astronaut*innen während der Raumfahrt ähnelt. Durch die Kopftieflage wird die Wirkung von Schwerelosigkeit auf den Körper simuliert.

Für die Proband*innen wird das erstmal unangenehm: Weil der Kopf weiter unten liegt als der Rest des Körpers, sammelt sich darin das Blut. Das fühlt sich an wie Druck im Kopf.

"Tagsüber war ich oft müde und nachts konnte ich nicht schlafen."
Corinna, Teilnehmerin bei einer Bettruhestudie

Corinna konnte nachts erstmal gar nicht richtig schlafen. Tagsüber war sie dann müde, aber tagsüber ist Schlafen auf der Forschungsstation verboten.

Schlafenszeiten sind strikt geregelt. Abends gehen Licht und Internet aus, das heißt: Ab ins Bett. Nur, dass natürlich schon alle im Bett sind.

Experimente auf dem Airhockey-Tisch

Wie vertreibt man sich den Tag, wenn man das Bett nicht verlassen, aber auch nicht schlafen darf? Mit einem Haufen Experimente, Untersuchungen und Übungen.

Eine Probandin liegt für wissenschaftliche Tests bei einer Bettruhestudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt schräg unter einem Bildschirm.
© DLR
Wissenschaftliche Tests und Trainings bringen Struktur in den Alltag von Bettruhestudien.

An den Proband*innen wurden verschiedene Trainings getestet, die gegen die Koordinationsprobleme von Astronaut*innen helfen könnten. Corinna hatte Übungen zu Körperwahrnehmung und Körperkontrolle.

Dafür lag sie auf einer Art Airhockey-Tisch, aus dem Druckluft kam. Corinna sollte bestimmte Bewegungen machen und gleichzeitig mit dem Körper gegen die Druckluft gegensteuern.

Entschleunigung und Zeit für Hobbys

In ihrer Freizeit hat sie viel gelesen und Gitarre spielen gelernt – zumindest ein paar Akkorde. Man kann aber auch arbeiten, über dem Kopf hängt ein Bildschirm.

"Ans Bett gebunden zu sein, war eine Art Entschleunigung für mich."
Corinna, Teilnehmerin bei einer Bettruhestudie

Ans Bett gebunden zu sein und mal nichts zu tun zu haben, hat Corinna richtig gutgetan. "Ich konnte wirklich mal zur Ruhe kommen", sagt Corinna ein paar Wochen nach dem Ende der Studie.

Die Zeit war für sie eine echte Entschleunigung. Und ohne To Dos hatte sie endlich mal die Muße für Hobbys.

Pyjama-Party auf der Forschungsstation

Auch einsam wurde es auf der Forschungsstation nicht: Die gut zehn Proband*innen konnten ihre Betten zusammenschieben lassen und quatschen.

Überhaupt wird man bei einer Bettruhestudie viel herumgeschoben. Manchmal auch in ein Fernsehzimmer, in dem die Studienteilnehmenden Filme gucken konnten.

"Ich wollte es um der Erfahrung willen machen. Noch ein zweites Mal brauche ich es nicht."
Corinna, Teilnehmerin bei einer Bettruhestudie

Corinna hat die Zeit total genossen und fand alles super spannend. Manche in ihrer Gruppe haben so eine Studie sogar schon zum zweiten Mal gemacht. Ob sie es auch nochmal machen würde? Nein, sagt Corinna. Aber die Erfahrung war es wert.

Hinweis: Unsere Bilder zeigen nicht Corinna.

Shownotes
Raumfahrt
So fühlen sich 60 Tage Bettruhestudie an
vom 12. Februar 2025
Moderator: 
Nik Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Corinna, Teilnehmerin einer Bettruhestudie