Kurz während der Fahrt aufs Handy schauen – das führt vermehrt zu schwerwiegenden Unfällen. Das zeigen Zahlen aus Rheinland-Pfalz. Deswegen sollen hier die ersten Handyblitzer eingeführt werden. Die Polizei setzt dafür auf eine KI.
Kurz bei Google Maps die Adresse eingeben, die neue Folge eines Lieblingspodcasts raussuchen oder an der Ampel Whatsapp lesen: Handys am Steuer sind verboten, dennoch halten sich viele von uns nicht immer daran.
Leider kann der schnelle Blick aufs Handy Ursache für viele schlimme Unfälle sein. Im Jahr 2022 gab es allein in Rheinland-Pfalz 1.041 Unfälle, die auf Ablenkung zurückzuführen waren, so das dortige Innenministerium.
Erste KI-basierte Handyblitzer Deutschlands
Um Verkehrstote zu vermeiden, muss das Handy-Verhalten im Auto systematisch erfasst werden, schlussfolgerten daher 2022 Polizei und Innenministerium in Rheinland-Pfalz und testeten Handyblitzer, die sogenannte Monocam, in einem Pilotversuch.
"Grund ist das Anwachsen tödlicher Verkehrsunfälle – Unfälle, die passieren, weil Leute durch Handy oder Tablet abgelenkt sind."
Jeweils drei Monate lang wurden die Monocams zuerst in Trier und dann in Mainz getestet, erklärt DLF-Nova-Reporterin Anke Petermann. Autofahrer*innen wurden auf Verkehrsschildern darüber informiert.
KI identifiziert, Polizei verifiziert
Die auf Autobahnbrücken befestigte Monocam konnte alles erfassen, was auf bis zu drei Spuren in Autoinnenräumen passiert. Autofahrer*innen wurden auf Verkehrsschildern über die Aufnahmen informiert.
Eine KI identifizierte anhand von Länge, Breite, Markenemblem und einer bestimmten Handhaltung, ob die Fahrer*in ein Handy nutzt. Der mögliche Verstoß wurde dann an Polizeibeamt*innen weitergeleitet. Die bewerteten dann, ob es sich tatsächlich um einen Verstoß handelte.
"Innerhalb eines halben Jahres hat der Pilotversuch über 1.300 Verstöße erfasst. Die Ertappten mussten Bußgelder von je 100 Euro zahlen und kassierten einen Punkt in Flensburg."
Vom Pilotprojekt zum Vorhaben
Rheinland-Pfalz war schnell vom Pilotprojekt überzeugt und plant, Handyblitzer regulär einzuführen. Damit das passieren kann, muss zunächst ein neues Polizeigesetz verabschiedet werden. Denn rechtlich muss geregelt sein, dass zunächst eigentlich unverdächtige Fahrer*innen überhaupt gefilmt werden dürfen. Den Entwurf für die Neufassung des Gesetzes hat Innenminister Michael Ebling (SPD) Anfang Februar 2024 eingereicht.
Aus Sicht des Datenschutzes sind "anlasslose Überwachungsmaßnahmen", worunter Aufnahmen durch einen Handyblitzer fallen, tatsächlich nicht unumstritten, erklärt DLF-Nova-Reporterin Anke Petermann. Dem Pilotversuch in Rheinland-Pfalz hatte der Datenschutz dennoch zugestimmt angesichts der hohen tödlichen Risiken, die mit der Nutzung von Handy, Tablet und Co. am Steuer einhergehen.
Zukunft der Handyblitzer in Deutschland offen
Außer in Pilotprojekten gibt es Handyblitzer in Deutschland bislang nicht – eben auch aus rechtlichen Gründen. Ob das Modell Rheinland-Pfalz Schule macht, wird sich zeigen müssen. In den Niederlanden jedenfalls kommen solche Geräte bereits zum Einsatz.