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Marie spricht offen über Sex – auch auf Social Media – und wird deswegen sexistisch angegangen. In Studien zeigt sich der Trend zur Re-Traditionalisierung, berichtet eine Sozialwissenschaftlerin. Mach dich zum Subjekt, rät eine Sexologin.

Dass sie für die Art, wie sie ist und wie sie sich gibt, angegriffen wird, das kennt Marie schon lange. Sie sagt, dass sie schon in der Schule gemobbt wurde.

"Ich gehe oft gut mit den Kommentaren um, weil die meisten Argumente, wenn man sich damit auseinandersetzt, eher wenig Sinn machen oder sehr schwach sind."
Marie, spricht auf Social Media offen über ihre sexuellen Erfahrungen und erfährt deswegen Sexismus.

Wenn sie sich auf ihrem Social Media Account zu sexuellen Erfahrungen äußert oder über ihren Bodycount spricht, also mit wie vielen Männern sie bisher Sex hatte, dann gibt es häufig sexistische oder beleidigende Kommentare. Oder sie wird für ihren offenherzigen Kleidungsstil angegriffen.

Mit ihrer Offenheit, wenn es um Themen wie Sex geht, möchte Marie auch anderen Mut machen und sie empowern. Sie definiert sich als Feministin.

"Ich möchte nicht als Mädchen betitelt werden: Ich bin erwachsen, du bist erwachsen, dann lass uns doch auch gegenseitig wie Erwachsene behandeln."
Marie, zieht eine Grenze, wenn sie herabgewürdigt wird

Dass sie in den Kommentaren sexistisch angegangen wird, kann Marie nicht davon abbringen, ihre Meinung weiterhin zu äußern. Sie denkt, dass die Menschen, die sie verbal attackieren, sie nicht wirklich kennen, deswegen nimmt sie sich das nicht zu sehr zu Herzen.

Trendwende: Re-Traditionalisierung

Zwar sei die jüngeren Generationen generell progressiver, aber in den vergangenen Jahren hätte sich in Studien auch ein Trend zur Re-Traditionalisierung gezeigt, sagt die Sozialwissenschaftlerin Johanna Niendorf, die zu Autoritarismus und Sexismus geforscht hat.

Eigentlich überholte Rollenbilder, wie zum Beispiel das "Trad-Wife", die traditionelle Ehefrau, die zu Hause bleibt und für ihren Ehemann kocht und putzt, gelten dann plötzlich unter jüngeren Menschen wieder als erstrebenswerter.

Mehr Wissen führt zu mehr Sicherheit

Ann-Marlene Henning ist Sexologin und Paartherapeutin. Sie sagt, dass es eine Wellenbewegung ist: Auf eine sexpositive Epoche kann eine eher sexnegative Phase folgen. Während die 1960er und 1970er sexpositiv waren, kam es in den 1980ern auch durch das Aufkommen von HIV wieder eine konservativere Phase.

In den 2000ern erfolgte durch das Internet eine erneute sexuelle Revolution, sagt die Sexologin. Durch den Einfluss von Sozialen Medien richten wir den Blick eher auf andere, statt uns zu fragen, was uns ausmacht und wie wir leben wollen. Das kann mitunter dazuführen, dass wir uns "lost" fühlen können. Es braucht ein gutes Selbstwertgefühl und viel Erfahrung, um sich von "Slutshaming" nicht verunsichern zu lassen. Ihr Rat: "Mach dich zum Subjekt und lerne deinen Körper kennen."

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Empfehlungen aus dem Beitrag:
  • Decker, Olivia et al. (2024). Leipziger Autoritarismus-Studie 2024. Psychosozial Verlag.
Shownotes
Sexismus
Slutshaming: Werden wir jetzt sexistischer?
vom 08. Januar 2025
Gesprächspartnerin: 
Marie Lara, beginnt demnächst ein Studium und spricht auf TikTok offen über feministische Themen und ihre Sexualität
Gesprächspartnerin: 
Ann-Marlene Henning, Sexologin und Paartherapeutin
Gesprächspartnerin: 
Johanna Niendorf, Sozialwissenschaftlerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Leipzig
Host und Autorin: 
Shalin Rogall
Redaktion: 
Henrike Kolletzki, Friederike Seeger, Lena Korbjun
Produktion: 
Luis Meißner