Werner Schuster war mehr als zehn Jahre lang der Cheftrainer der deutschen Skispringer. Er hat mit den Athleten fast alles gewonnen. Und weiß, was für Erfolg notwendig ist, insbesondere in einer Risikosportart.
Der Arbeitsplatz von Werner Schuster befindet sich während eines Springens neben der Schanze. Dort stehen in aller Regel die Trainer der Athleten auf einer Art Podest. An diesem wiederum sausen die Springer im Flug vorbei. Bis sie unten angekommen sind und landen, vergehen nur wenige Sekunden (beim Skifliegen können es immerhin fast 10 Sekunden sein).
Entscheidend für einen guten Sprung ist der Absprung vom Schanzentisch, von dem sich die Athleten allein mit den Beinen abstoßen sollen. Unser Bild zeigt Werner Schuster beim Skisprung in den 1980er Jahren im Kleinwalsertal. "Eine Bewegung, die perfekt ausgeführt ist, sieht mühelos aus", sagt Werner Schuster. "Da denkt man sich: Was ist denn da die Schwierigkeit daran?"
"Wenn ich als Trainer oben auf einer Schanze stehe, denke ich manchmal: Ah, das hast du auch mal gemacht."
Dabei war es gerade Werner Schuster, der als Bundestrainer den deutschen Skispringern wieder Leichtigkeit beigebracht hat. Als er 2008 das Amt übernahm, waren die sehr guten Jahre der deutschen Flieger gerade vorbei. Der Trainer musste über Jahre eine neue Springer-Generation aufbauen.
Jahre lange Aufbauarbeit führt zu Medaillenerfolgen
Er führte die Springer zu vielen Erfolgen, darunter auch Weltmeistertitel und Olympiasiege (wie 2014 in Sotschi im Mannschaftsspringen oder 2018 in Pyeongchang für Andreas Wellinger von der Normalschanze): "Da habe ich auch noch einmal gemerkt, was für ein Unterschied das ist, ob man eine Medaille macht – oder eine Goldmedaille!" Gerade zu Andreas Wellinger habe er eine besondere
Beziehung gehabt, sagt Werner Schuster.
"Das Hirn ist zu langsam, um die Bewegung zu steuern."
"Fünf bis sechs Athleten sind die Spitze des Eisbergs, darunter sind aber zehn Jahre Aufbauarbeit notwendig", sagt der ehemalige Bundestrainer im Skisprung. "Karl Geiger ist so ein Musterbeispiel für Entwicklung." Der Skispringer wurde in diesem Jahr unter anderem Zweiter bei der Vierschanzentournee (hinter Kamil Stoch). "Geiger ist nicht gekommen als Über-drüber-super-Talent", sagt Werner Schuster, "sondern als talentierter und ehrgeiziger Sportler, der einiges lernen musste. Und sich stetig verbessert hat."
"Der Medaillendruck ist belastend. Man legt die Latte immer höher. Dabei ist jede Medaille brutal hart erkämpft."
Über mehr als zehn Jahre hat Werner Schuster das Team aufgebaut. "Am Anfang war ich auch ein bisschen naiv", sagt er. "Mir war nicht bewusst, wie wichtig und wie existenzbedrohend Medaillen sind, wenn man mal nicht so erfolgreich ist." Als Trainer hat er eben auch häufig mit Krisen und Enttäuschungen zu tun gehabt. "Immer die Souveränität zu behalten, das ist nicht einfach."
"Abheben. Von der Kunst, ein Team zu beflügeln"
Jetzt hat Schuster seine Erlebnisse und Erkenntnisse zusammen mit dem Psychologen Oskar Handow in einem Buch aufgeschrieben. Der Titel: "Abheben. Von der Kunst, ein Team zu beflügeln". Im Deep Talk spricht er mit Sven Preger über den Trainerjob in einer Risikosportart, über das Gefühl zu fliegen, und über den perfekten Sprung.
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