In zwei Wochen fährt sie zu den Olympischen Spielen nach Südkorea, um sich mit ihrem Rennschlitten den Eiskanal runter zu stürzen. Tina Hermann ist dreifache Skeleton-Weltmeisterin.
Skeleton ist eine olympische Winterdisziplin. Um auf dem speziellen Rennschlitten möglichst schnell durch den Eiskanal zu kommen, spielt Aerodynamik eine wichtige Rolle. Genauso wie bremsen - das sollten die Fahrer eher komplett vermeiden.
Das ist genau ihr Ding. Tina Hermann steht auf Geschwindigkeit, nicht nur im Eiskanal, sondern auch auf Skiern oder ihrem Motorrad.
Locker bleiben
Eine entscheidende Fähigkeit beim Skeleton: locker bleiben. "Es ist wichtig, dass du nur dort lenkst, wo es nötig ist und nicht zu viel machst, nicht zu verkrampft bist und das Gerät frei laufen lässt - wenn es geht." Bei Geschwindigkeiten bis zu 140 Kilometern in der Stunde, eine ziemlich Herausforderung.
"Es ist wichtig, dass du mit deinem Schlitten eins bist, dich wohl fühlst und eine gute Fahrlage einnehmen kannst."
Tina Hermann trainiert ähnlich wie Sprinter oder andere Leichtathleten. Besonders die Bauch-, Rücken- und Nackenmuskulatur. Im Sommer trainiert sie zwei mal am Tag. Im Winter ist es anders, weil dann viele Wettkämpfe stattfinden.
"Der Start spielt beim Skeleton eine wichtige Rolle. Ich hoffe ich kann bis zur Olympiade in Südkorea noch ein paar Hundertstel drauf legen."
Tina Hermann hat ihre Wintersportkarriere als Skialpinfahrerin in einem Sportinternat begonnen. Als ihre Leistungen im Schüler- und Jugendbereich nicht mehr reichten, dachte sie: "Das ist nichts mehr für mich." Klar war aber, dass die gebürtige Hessin in Bayern Abitur machen wollte. Durch Bekannte ist sie dann 2007 auf Skeleton aufmerksam geworden.
Bei den ersten Trainings hat es ihr sofort richtig gut gefallen und nach der ersten Fahrt wusste sie: "Ja, das ist genau mein Ding."
"Klar Bobfahren hatte ich schon mal gesehen und der Hackl Schorsch war bekannt - aber von Skeleton hatte ich selber keine Ahnung."
Als dreifache Weltmeisterin schätzt sie besonders die Konkurrenz aus Kanada und Großbritannien stark ein. Viele Nationen fahren vorne mit, weiß sie.
"Mein Gewicht ist vielleicht nicht gerade das Beste mit 64 Kilo. Denn mehr Masse schiebt natürlich."
Tina Hermann lebt im Berchtesgadener Land an der Grenze zu Österreich. Ihre Familie in Hessen fehlt ihr manchmal. Aber eine Teilnahme an den Olympischen Spielen entschädige sie doch irgendwie, findet sie.
Leistungssport und Bundespolizei
Neben dem Training und den Wettkämpfen bleibt für einen normalen Berufsalltag fast keine Zeit. Bei der Bundespolizei besteht aber für Leistungssportler wie Tina Hermann die Möglichkeit, eine verlängerte Ausbildung zu machen und auch danach für den Sport freigestellt zu sein.
Aufgrund der Sportförderung ist ihr Job im Moment das Skeletonfahren - für das Gehalt einer Bundespolizistin. Nur vom Skeleton zu Leben sei nicht möglich, sagt sie.
Wer selbst mal auf einem Skeletonschlitten kopfüber in den Eiskanal stürzen will, kann das zwar nicht von der Starthöhe der Profis tun, aber zum Beispiel in Innsbruck einfach weiter unten im Kanal einsteigen.