Fondue, Raclette, Silvester - das gehört einfach zusammen. Aber wieso stehen wir so drauf? Schuld sind der Ski-Tourismus und die 68er, sagt Küchen-Historiker Peter Peter.
Dass wir jedes Silvester das Fondue- oder Raclettegerät rausholen und stundenlang Käse brutzeln, liegt vor allem an den 1960er-Jahren. Seitdem hat der Trend aus der französischsprachigen Schweiz nämlich auch Deutschland erreicht, sagt Küchen-Historiker Peter Peter.
Der Grund? Einerseits der Ski-Tourismus, der sich damals wandelte. Statt in teure Hotels fuhren wir immer öfter ins Chalet und auf die Hütte. "In den 60ern kommt auf einmal die Sehnsucht nach Urigkeit und die Originalität einer Hütte. Und da lernen wir das Fondue kennen", sagt Peter Peter. Das Fondue wurde also quasi aus dem Skiurlaub importiert.
Demokratisches Essen
Ein weiterer Grund: "Es passt sehr gut zum Zeitgeist der 1968er", sagt der Küchen-Historiker. Ein gemeinsames, geradezu "demokratisches" Essen, das einen gewissen antiautoritären Touch hat.
"Es wird nicht mehr hierarchisch von jemandem serviert, sondern jeder kocht persönlich mit - egal, wie gut er kochen kann."
Statt wie früher beim Essen zu schweigen, muss man sich beim Fondue oder Raclette außerdem unterhalten. Reich mir mal den Käse, gib mir mal die Kartoffeln - ohne Interaktion kein Essen.
"Es ist so die schicke Variante des Hippie-Daseins."
Früher war mehr Fisch
Bevor Fondue und Raclette zur Tradition wurden, gab es an Silvester vor allem einfachere Gerichte oder Fingerfood, sagt Peter Peter. Silvesterkarpfen, Kartoffelsalat mit Hering oder Linsensuppe waren beliebte Gerichte. Das Essen stand weniger im Vordergrund, der Fokus lag mehr auf dem Tanzen und der dank Plattenspielern für jeden zugänglichen Musik.