Seitdem eine Jugendliche dank einer Handgeste aus einer Gefahrensituation gerettet wurde, kennen weltweit immer mehr Menschen #SingalForHelp. Etta Hallenga von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf erklärt, welche Möglichkeiten von Gewalt Betroffene haben, um schnell Hilfe zu suchen.
Kentucky, USA: Ein Mann fährt mit seinem Auto, als er ein junges Mädchen sieht, das eine Handgeste macht. Zuerst zeigt sie ihre offene Handfläche, dann klappt sie den Daumen nach innen, die übrigen vier Finger streckt sie weiter nach oben. Das ist das Zeichen #SignalForHelp. Der Mann erkennt die vor allem über TikTok verbreitete Geste: ein stiller Hinweis auf häusliche Gewalt. Er informiert die Polizei. Daraufhin wird ein 61-jähriger Mann festgenommen, der das Mädchen tatsächlich entführt hatte.
Gesten und Hilferufe brauchen Menschen, die darauf reagieren
Die Geschichte wird in den sozialen Netzwerken und Medien verbreitet, so lernen weltweit noch mehr Menschen die 2020 von der Canadian Women's Foundation entwickelte Handbewegung kennen. Auch im Team der Frauenberatungsstelle in Düsseldorf und unter denjenigen, die sich an die Stelle wenden, sei die Geste bis dahin nicht verbreitet gewesen, sagt die Leiterin Etta Hellenga.
Ein ähnliches oder einheitliches Signal gebe es in Deutschland so nicht, erklärt Etta Hallenga. Sie erinnert aber an eine Kampagne, die Betroffenen sexueller Belästigung in Deutschland helfen soll, unauffällig Hilfe zu suchen. Mit dem Satz "Ist Luisa hier" können sich Betroffene in Bars, Cafés und Clubs an das Personal wenden, um unauffällig um Hilfe zu fragen.
In bedrohlichen Situationen ist jede Form des Hilferufs erlaubt: Vom Rufen der Polizei über laute Hilfe-Rufe bis hin zum Treten, Schlagen und Beißen.
Die Bedeutung von Kampagnen gegen Gewalt sei nicht zu unterschätzen
Ein positiver Effekt solcher Kampagnen und Initiativen ist laut Etta Hallenga, dass nicht nur Helfende ermuntert würden, in Gefahrensituationen einzugreifen, sondern auch, dass eine Einrichtung, die die Kampagne unterstützt, potenziellen Tätern ganz klar kommuniziert: Ein übergriffiges Verhalten ist hier nicht erwünscht.
Betroffene schützen und Verantwortliche in die Pflicht nehmen
"Menschen – in diesem Fall hauptsächlich Männer – sollten lernen, ihre Aggressionen in den Griff zu kriegen. Sie müssen wissen, dass es besser ist, vor die Tür zu gehen, als ihre Gewalt oder Aggression an Frauen oder Kindern auszulassen."
Menschen, die in unmittelbarer Nähe feststellen, dass jemand gefährdet ist oder es sein könnte, rät Etta Hallenga übrigens, im Notfall die Polizei zu rufen oder aber die Betroffene gezielt zu fragen, ob etwas nicht stimme. Und letztlich sieht Etta Hallenga vor allem diejenigen in der Verantwortung, die ihre eigene Aggression nicht im Griff haben, sich selbst Unterstützung zu holen, um ihren Angehörigen nicht wehzutun.
Hier gibt es Hilfe
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Frauenhäuser
Hilfetelefon Gewalt gegen Männer
Opfer-Telefon Weißer Ring
Hilfe bei Gewalt gegen Kinder
Polizei: Bei akuter Bedrohung die 110 wählen
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