Die diesjährige Konferenz der Walfangkommission findet in Peru statt. Dabei ist das Land laut Tierschützern der größte Delfinjäger der Welt. Und das obwohl Delfinfang gesetzlich verboten ist. Doch das scheint niemanden zu interessieren.
In manchen Teilen der Welt gelten Delfine als Delikatesse, anderswo werden sie als Köder verwendet. Doch für einige Delfinpopulationen könnte diese Nutzung bald das Ende bedeuten. Laut Tierschützern stehen einige Arten kurz vor dem Aussterben.
In Peru, dem diesjährigen Gastgeber der internationalen Walfangtagung, werden pro Jahr 15.000 Delfine abgeschlachtet, rechnet der deutsche Biologe Stefan Austermühle aus.
Brutale Realität auf See
Austermühle dokumentierte 2013 schockierende Szenen an Bord eines peruanischen Fischerboots. "Wir haben diesen Kampf jede Nacht gefilmt. Nach fünf Minuten war ich von oben bis unten mit Blut bespritzt. Es war wirklich ein Vier-Wochen-Albtraum für mich", erinnert er sich.
"Wir haben diesen Kampf jede Nacht gefilmt. Nach fünf Minuten war ich von oben bis unten mit Blut bespritzt. Es war wirklich ein Vier-Wochen-Albtraum für mich."
In seinem Undercover-Einsatz konnte er bestätigen, was viele bereits vermutet hatten: In Peru werden Delfine systematisch getötet – trotz eines strikten Verbots, das seit 1997 gilt. Es drohen sogar Gefängnisstrafen. Doch wie Austermühle betont, kümmere das in Peru eigentlich niemanden.
Delfine gelten als "Schweine der Meere"
In Peru sind Delfine als "Schweine der Meere" bekannt. "Die, die wir Schweine der Meere nennen, isst man und sie werden auch als Köder benutzt", erklärt ein anonymer Fischer, der neben seinem Boot auch ein Restaurant betreibt.
"Die, die wir Schweine der Meere nennen, isst man und sie werden auch als Köder benutzt."
Sechs von zehn Fischern, die von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife und Whale and Dolphin Conservation (WDC) befragt wurden, bestätigten, dass die Jagd auf Delfine weiterhin stattfindet – und zwar 30 bis 40 Meilen vor der Küste, fernab jeder Kontrolle.
Die Delfinjagd hat weitreichende Folgen für das marine Ökosystem. "Delfine tragen maßgeblich dazu bei, dass Kohlenstoffspeicher im Meer funktioniert", erklärt Sandra Alter von Pro Wildlife.
Wo Delfine fehlen, sinkt oft auch die Artenvielfalt, etwa in Korallenriffen. Delfine und Haie spielten eine immens wichtige Rolle. Sie seien ein Indikator dafür, wenn ein Ökosystem nicht mehr funktioniere.
"Delfine tragen maßgeblich dazu bei, dass Kohlenstoffspeicher im Meer funktioniert. Sie sind auch ein Indikator, wenn ein Ökosystem nicht funktioniert."
Fehlende staatliche Kontrolle bei der Delfinjagd
Obwohl die Praktiken dokumentiert sind, zeigt die peruanische Regierung wenig Interesse, das Problem anzugehen.
Austermühle und andere Aktivisten fordern strengere Kontrollen auf See, doch bisher blieb eine offizielle Stellungnahme des peruanischen Umweltministeriums aus.
Während die Delfinjagd in Peru weiterhin ein offenes Geheimnis bleibt, ist der internationale Druck auf das Land in den letzten Jahren gewachsen.
Ob sich durch die diesjährige Konferenz der Walfangkommission etwas ändern wird, bleibt jedoch fraglich.